Körpersprache der Wellensittiche: Kopfschütteln gehört zum guten Ton

Sie plappern unermüdlich, beugen sich dabei immer wieder zu ihren Gesprächspartnern herüber und wippen ruckartig mit dem Kopf. Wellensittiche verständigen sich nicht nur mit Lauten. Die Tiere pflegen eine lebhafte Körpersprache, kommunizieren auf diese Weise auch mit den Menschen, bei denen sie leben. Zumindest dann, wenn sie in ihnen Mitglieder des Sittichschwarms sehen. Wie die Sprache der Wellensittiche zu deuten ist, weiß die Biologin und Vogelexpertin Hildegard Niemann.

Warbeln für die Balz
„Charakteristisch für Wellensittiche ist das Warbeln“, stellt die Biologin fest. „Warbeln“ beschreibt das eingangs geschilderte plappernde Singen in der immer gleichen Tonalität, oft begleitet von kräftigen Bewegungen des Kopfes. In der australischen Heimat der kleinen Papageien könne man dieses Verhalten am häufigsten bei Männchen beobachten, welche andere Männchen des Schwarms auf die bevorstehende Balz einstimmen.

Wie in der Natur, so legen Wellensittiche auch in menschlicher Obhut ein komplexes Sozialverhalten an den Tag. „Die Tiere sollten immer mindestens zu zweit gehalten werden, am besten in einer größeren Gruppe“, sagt Niemann. Dem Halter biete sich nun die Chance, gemeinsam mit seinen Sittichen ein soziales Gefüge zu bilden. „Dafür muss er die Sprache der Vögel in- und auswendig lernen, nicht umgekehrt!“, erklärt die Expertin. Nur so könne der Halter das Vertrauen seiner Wellensittiche gewinnen – und an der fröhlichen Kommunikation der Tiere teilhaben. „Das kann sogar so aussehen, dass ein Sittich dem Halter den Kopf zum Kraulen hinhält. Manche Wellensittiche knibbeln auch an vertrauten Menschen herum, am liebsten in den Haaren“, so Niemann.

Vielsagendes Sitzen
Die Körpersprache eines Wellensittichs kann allerdings auch dann aussagekräftig sein, wenn der Vogel gar nicht kommunizieren möchte. „Macht sich der Wellensittich etwa dünn und richtet sich hoch auf, wenn ich ihm die Hand entgegenstrecke, so hat er Angst. Häufig guckt er dann auch nach oben, um Fluchtwege zu erkunden und setzt Kot ab, um leichter zu werden“, beschreibt Niemann typische Verhaltensmuster.

Das grundsätzliche Wohlbefinden eines Wellensittichs kann die Biologin unter anderem schon daran ablesen, wie der Vogel auf einer Stange sitzt. „Typisch für einen entspannten Wellensittich ist, dass er leicht aufgeplustert dasitzt, ein wenig mit dem Schnabel knirscht und ein Beinchen eingezogen hat. Steht der Sittich dagegen hochaufgerichtet auf beiden Füßen, zuckt mit den Flügeln und läuft aufgeregt hin und her, so steht er offensichtlich unter Stress. Häufig sind enge Volieren der Grund für dieses Verhalten“, so die Expertin.

Die Alarmglocken des Halters sollten schrillen, wenn ein Sittich stark aufgeplustert auf beiden Füßen kauert. „Dann ist der Vogel vermutlich krank, kann seine Körpertemperatur kaum halten“, erklärt Niemann. In dieser Verfassung seien Wellensittiche zumeist still und nähmen womöglich keine Nahrung zu sich. Allerspätestens jetzt sei der Tierarzt gefragt. IVH