Überbevölkerung im Aquarium: Fischbesatz mit Augenmaß

Fischfans freuen sich, wenn die Tiere im Becken ihre Bahnen ziehen. Da ein Aquarium jedoch nur begrenzten Platz bietet, kann der Fischbesatz schnell zu viel werden – mit teilweise fatalen Folgen für die Tiere. Dabei ist ein Überbesatz im Aquarium leicht zu vermeiden, wenn man die wichtigsten Tipps kennt.

Mädchen am Aquarium

Die schillernde Unterwasserwelt zieht viele Menschen in ihren Bann. Insgesamt 2,3 Millionen Aquarien standen 2021 in deutschen Haushalten, so das Ergebnis einer repräsentativen Erhebung vom Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e.V. und dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e. V. (ZZF). Auch wenn nicht festgestellt werden kann, wie viele Zierfische insgesamt in den bundesdeutschen Aquarien leben, so spielt für jeden Aquarianer die Zahl der eigenen Fische eine entscheidende Rolle: Eine artgerechte Haltung ist nur möglich, wenn weder zu viele Fische noch zu viele unterschiedliche Arten zusammen leben. 

Eine Überbevölkerung im Aquarium belastet nicht nur die Wasserqualität, sondern stresst auch die schwimmenden Bewohner. „Ist das Becken zu stark besiedelt, werden die Fische auf Dauer leichter krank“, sagt Florian Grabsch vom Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA). Anzeichen für einen Überbesatz sind etwa Algenprobleme, schlechte Nitratwerte oder andauernde Konflikte zwischen den Fischen.

Wie viele Fische sind ideal für ein Aquarium?

Zwar kursieren unter Aquarianern Faustformeln, an denen man sich bezüglich der Anzahl der Fische in einem Becken orientieren kann – zum Beispiel ein Zentimeter Fischlänge pro Liter Wasser. „Diese Formeln sind aber lediglich ein grober Richtwert und bieten keine Garantie, dass die Größe des Aquariums ausreichend ist“, kritisiert Grabsch.

Vielmehr ist die Besatzdichte von vielen weiteren Faktoren abhängig. Angesichts der vielen hundert Fischarten, die heutzutage für Aquarien angeboten werden, gibt es etwa ebenso viele unterschiedliche Bedürfnisse, beispielsweise beim Sozialverhalten der Tiere. „Hat man zum Beispiel revierbildende Fische, dann können selbst zwei Paare schon zu viel sein, wenn das Becken keinen Platz für zwei Reviere bietet“, sagt der Experte.

Worauf ist bei der Auswahl der Fische zu achten?

Manche Arten, beispielsweise Guppys oder Platys, vermehren sich sehr schnell. „Dem kann man mit einer reinen Männer-WG vorbeugen“, empfiehlt Aquarianer Grabsch. Auch der Antennenwels gehört zu den sich schnell vermehrenden Fischarten. Da die männlichen Exemplare untereinander sehr zänkisch sein können, rät der Experte zu einer Einzelhaltung oder alternativ einer Frauen-WG. Schwarmfische fühlen sich hingegen erst ab einer gewissen innerartlichen Anzahl wohl.

Neben der Anzahl sollte auch berücksichtigt werden, nicht zu viele Arten miteinander zu vergesellschaften. „Jede Fischart hat ihre ganz individuellen Bedürfnisse in Bezug auf die Haltungsbedingungen“, erklärt der Aquarianer. Während einige Arten viele Rückzugsmöglichkeiten und daher ein eher tiefes Becken benötigen, ist für am Boden schwimmende Fische die Grundfläche entscheidend.

Drei Wasserzonen für unterschiedliche Arten

„Wer mehrere Arten von Aquarienbewohnern halten möchte, sollte diese entsprechend der drei Wasserzonen auswählen“, rät Grabsch. Während sich im unteren Bereich des Beckens bodenwühlende Fische und Wirbellose aufhalten, befinden sich schwimmfreudige sowie oberflächenorientierte Fische wie der Kardinalfisch, der Schiller- oder der Zebrabärbling im mittleren Aquarienbereich. An der Wasseroberfläche ziehen Fische wie der Beilbauchsalmler oder der Streifenhechtling ihre Bahnen, da sie dort ihre Nahrung suchen. „Durch eine durchdachte Besiedelung der unterschiedlichen Wasserzonen kann auch eine höhere Besatzdichte im Aquarium erfolgen, da sich die Tiere verteilen“, erläutert der Aquarianer.

Wer unsicher ist, welche Bewohner optimal zueinander passen, kann sich vom Zoofachhandel und den Mitgliedsvereinen im VDA beraten lassen. IVH