Anschaffung, Haltung und Pflege

Anschaffung

Ein glückliches Meerschweinchen ist munter und aufgeweckt und wird bei guter Pflege bis zu acht Jahre alt. Wer sich für Meerschweinchen entscheidet, sollte sich im Vorfeld in der Fachliteratur oder beim Zoofachhändler genauestens über die Lebensgewohnheiten und Bedürfnisse informieren.

Wer sich Meerschweinchen anschaffen möchte, hat die Qual der Wahl. Es gibt kurz- und langhaarige Meerschweinchen in den verschiedensten Farben. Die kurzhaarigen Glatthaar-Meerschweinchen unterscheiden sich nach Farben. Darunter sind die Agouti-Meerschweinchen mit mehreren Farbschattierungen ihren wildfarbenen Vorfahren am ähnlichsten. Daneben gibt es die mehr- und einfarbigen Meerschweinchen in verschiedenen Farben, z.B. schwarz, schokoladenbraun, rot, beige, lilac, creme und weiß. Beliebt sind die einfarbigen  Meerschweinchen in seltenen und besonderen Farben. Die Himalaja-Meerschweinchen sind ebenfalls ganz besonders, sie sind weiß mit dunklen Abzeichen an den Pfoten, Ohren und der Nase. Die Rosettenmeerschweinchen mit Fellwirbeln am ganzen Körper sind aufgrund ihres lustigen Aussehens vor allem bei Kindern beliebt. Auch sie werden in verschiedenen Farben angeboten.

Bei den langhaarigen Meerschweinchen gibt es verschiedene Rassen, z.B. Peruaner mit besonders seidigem Fell oder die Angorameerschweinchen, welche eigentlich langhaarige Rosettenmeerschweinchen sind. Alle langhaarigen Meerschweinchen benötigen sehr viel Pflege und sollten täglich gekämmt werden, damit das Fell nicht verfilzt.

Ein klassischer Fall: Tierfreunde kaufen sich extra zwei Meerschweinchen-Damen und eines Tages sitzt eine ganze Meerschweinchen-Familie im Stall. Damit niemand ungewollt zum Züchter wird, gibt es ein paar Regeln, die beim Kauf zweier Meerschweinchen beachtet werden sollten.

Das Geschlecht können geübte Meerschweinchen-Freunde auch bei Jungtieren selber feststellen. Dazu legen sie das Tier in der Hand auf den Rücken und drücken mit Daumen und Zeigefinger links und rechts der Geschlechtsorgane das Fell leicht zurück. Beim Männchen wird dabei das Geschlechtsteil etwas hervortreten. Bei einem Weibchen erinnert das Geschlechtsteil an ein „Y“, in dessen Mitte ein winziger Punkt ist. Bei einem Männchen sieht es eher aus wie ein großes „i“ mit Punkt. Meerschweinchen-Neulinge lassen sich die Geschlechtsbestimmung am besten zunächst vom Profi zeigen.

Bei der Zweierhaltung sollten idealerweise eine Meerschweinchen-Dame und ein kastriertes Männchen gehalten werden. Auch zwei Weibchen vertragen sich normalerweise gut miteinander. Zwei Männchen sind oft etwas ruppiger untereinander. Sie benötigen viel Platz und eine vielseitige und strukturierte Umgebung, z.B. mit mehreren Häusern oder Tunneln. Gleichgeschlechtliche Meerschweinchen sollten sich als Jungtiere kennenlernen, dann bleiben Kämpfe um die Rangordnung meist aus. Eine artgerechte Haltung, ohne das Risiko einer Vermehrung einzugehen, erreichen Besitzer ebenfalls durch die Haltung eines kastrierten Männchens mit mehreren Meerschweinchen-Damen.

Wer sich für Meerschweinchen entschieden hat, kann seine neuen Schützlinge beim Tierarzt, Tierheim, Zoofachhändler, Züchter oder bei Privatpersonen aussuchen.

Beim Kauf sollten die zukünftigen Kleintierhalter auf Folgendes achten:

  • das Fell ist überall sauber, trocken und glänzend
  • das Haarkleid hat keine kahlen Stellen und ist frei von Parasiten
  • die Augen sind klar und nicht verklebt
  • die Ohren sind sauber und nicht entzündet
  • die Nase ist sauber und trocken
  • die Atmung ist gleichmäßig und nicht ruckartig
  • die Zähne sind gleich lang und regelmäßig
  • die Füße und Krallen sind gerade gewachsen und sauber, auf keinen Fall entzündet
  • der Afterbereich ist sauber und nicht verklebt
  • das Meerschweinchen blickt munter in die Welt; wenn es hochgenommen wird, sollte es nicht völlig verängstigt sein, sondern misstrauisch und neugierig reagieren

Meerschweinchen, die sich von den anderen Tieren ihrer Umgebung absondern, sind vielleicht krank oder extrem scheu. Anfänger sollten daher besser Tiere wählen, die sich lebhaft mit ihren Artgenossen beschäftigen. Angekommen im neuen Zuhause sind sie jedoch zunächst vermutlich scheu und zurückhaltend. Nach wenigen Tagen hat sich ein Meerschweinchen meist eingewöhnt. Halter können dann versuchen, es mit einem Leckerbissen anzulocken. Sobald das Meerschweinchen seine Angst überwunden hat, lässt es sich anfassen, oder streicheln. Bei manchen Meerschweinchen dauert die Eingewöhnung etwas länger. Aber mit Geduld und Liebe werden sie in der Regel alle handzahm.

Haltung

Das Heim für Meerschweinchen sollte auf die Bedürfnisse der Tiere zugeschnitten sein. Dabei sind Größe und Ausstattung besonders wichtig.

Meerschweinchen fühlen sich zu zweit oder als Gruppe in einem großen Heim am wohlsten. Hierbei sollten eine Heuraufe, ein Futternapf und ein Trinkautomat vorhanden sein. Je mehr zusätzliche Versteckhöhlen das Heim enthält, desto wohler fühlen sich die Tiere. Ein oder mehrere Schlafhäuschen mit mehreren Eingängen sind unerlässlich, denn Meerschweinchen brauchen einen Ort, an den sie sich jederzeit zurückziehen können. Diesen Rückzugsort sollten auch die Halter der kleinen Nager als solchen respektieren.

Damit Meerschweinchen gesund und munter bleiben, muss ihr Gehege regelmäßig gereinigt werden.

Die Einstreu sollte je nach Gehegegröße einmal pro Woche komplett gewechselt werden, zusätzlich zwischendurch in den bevorzugten Toilettenecken. Wasserspender und Futternäpfe werden täglich vor der Fütterung kontrolliert und gereinigt. Eine Gesamtreinigung des Käfigs sollte einmal im Monat durchgeführt werden. Dabei wird das Heim zusätzlich mit heißem Wasser ausgewaschen.

Kinder und Jugendliche, die sich Kaninchen oder Meerschweinchen wünschen, können sich von erfahrenen Tierhaltern, die einzelnen Reinigungsschritte zeigen lassen. Und vielleicht dürfen sie auch bei der einen oder anderen Aufgabe mithelfen. So lernen sie mit viel Spaß alles Wichtige rund um die Hygiene im Kleintierheim. Wenn die quirligen Vierbeiner dann bei ihnen einziehen, wissen die frischgebackenen Tierhalter schon, wie sie das neue Zuhause ihrer Lieblinge richtig pflegen.

Übrigens: Kinder im Kindergartenalter sollten bei der täglichen Pflege des Kleintiergeheges und seiner Bewohner nicht allein gelassen werden. Aber sie können bereits für kleinere Aufgaben die Verantwortung übernehmen, beispielsweise für das Sammeln von Löwenzahn oder das Wechseln des Wassers. Je älter Kinder werden, desto größer dürfen die täglichen Aufgaben sein.

Pflege

Für ihre Körperpflege sorgen die Meerschweinchen selbst; auf keinen Fall dürfen sie gebadet werden. Manche Tiere genießen es dafür, wenn sie gebürstet werden. Besonders bei langhaarigen Rassen ist das Bürsten wichtig, damit das Fell nicht verfilzt. Zudem ist besonders wichtig, dass die Krallen der Tiere regelmäßig kontrolliert werden. Die Krallen können entweder von erfahrenen Haltern selbst mit einer kräftigen, scharfen Nagel- oder Krallenschere oder vom Tierarzt gekürzt werden. Wichtig ist, dass die Krallen regelmäßig gekürzt werden um Verletzungen vorzubeugen, dass aber beim Kürzen darauf geachtet wird, die Krallen nicht zu tief zu schneiden, da sonst Blutgefäße verletzt werden und es zu Infektionen kommen kann. 

Gesundheitspflege des Meerschweinchens auf einen Blick:

  • Meerschweinchen artgerecht füttern
  • Täglichen Auslauf gewähren
  • Auf keinen Fall baden
  • Vorsicht vor Zugluft und praller Sonne
  • Länge der Zähne von Zeit zu Zeit kontrollieren
  • Krallen regelmäßig nach Länge überprüfen und kürzen
  • Langhaarmeerschweinchen brauchen täglich Fellpflege (Kämmen und Bürsten)
  • 1 x wöchentlich Schweinchen-Check: Zähne, Näschen, Augen, Fell, Füße und After kontrollieren
  • 1 x pro Jahr Gesundheitscheck beim Tierarzt

Viele Menschen glauben, Meerschweinchen seien passiv und langweilig. Ganz im Gegenteil: Die kleinen Nager sind quicklebendig und lernfähig. Sie brauchen nur etwas Abwechslung und Beschäftigung. Auf keinen Fall dürfen sie in ihrem Heim sich selbst überlassen werden. Meerschweinchen müssen in der Gruppe leben, sich bewegen und dazu gehört der tägliche Auslauf – entweder drinnen oder draußen.

Doch bevor die kleinen Nager losrennen, sollten Halter einige potenzielle Gefahrenquellen entfernen.

Hier eine Checkliste:

  • Balkon mit Drahtgitter sichern
  • Elektrokabel nicht herumliegen lassen
  • Stecker herausziehen, wenn ein Meerschweinchen herumläuft
  • Meerschweinchen nicht in die Nähe von heißen Gegenständen (Herd, Kerze) laufen lassen
  • giftige Pflanzen, Haushaltschemikalien, Zigaretten etc. wegräumen
  • Türen nicht unbedacht öffnen oder schließen
  • Vorsicht beim Laufen und sich Hinsetzen
  • Im Garten ein sicheres Gehege nutzen

Zudem sollten Halter darauf achten, dass die Tiere bei ihrem Freigang in der Wohnung oder im Haus nicht an Möbeln, Teppichen oder anderen unverdaulichen Dingen knabbern.

Gesunde Ernährung beugt Krankheiten vor

Für Meerschweinchen gilt: Nicht überfüttern. Damit sie gesund und munter bleiben, sollte die Futterauswahl und -menge sorgfältig bedacht werden. Hierbei ist wichtig, dass die Tiere artgerechtes Futter bekommen, wozu spezielles Fertigfutter, Grünfutter und vor allem Heu gehören. Heu ist „das tägliche Brot“ der Meerschweinchen und sollte idealerweise aus verschiedenen Gräsern bestehen und Wiesenkräuter enthalten. Neben der Aufnahme von Nährstoffen ist Heu auch besonders wichtig für die Verdauung der kleinen Nager. Durch den hohen Rohfaseranteil wird die Darmbewegung kontinuierlich in Gang gehalten, ohne dass zu viele Nährstoffe das Tier dicker werden lassen. Außerdem pflegt das Kauen der Gräser die Zähne. Generell gilt, dass den Tieren kleine Futterportionen über den Tag verteilt bereitgestellt werden sollten. Heu sollte aber immer im Meerschweinchenheim vorhanden sein. Somit wird durch das dauernde Fressen die Darmbewegung aufrechterhalten.

Zusätzlich benötigen Meerschweinchen täglich etwa 30 bis 35 Gramm Futter aus verschiedenen Samen, Früchten und Gemüsesorten. Die Fertignahrung aus dem Handel enthält alle wichtigen Nährstoffe, jedoch gehört Frischfutter wie z.B. Löwenzahn, verschiedene Gemüsesorten und ab und zu ein Stückchen Obst zur ausgewogenen Ernährung immer dazu. Das Frischfutter sollte wirklich frisch, aber nicht nass oder gar welk sein, da Meerschweinchen leicht Durchfall bekommen. Zu viel frisches Gras im Frühjahr oder Kohl im Herbst können zu lebensgefährlichen Blähungen und Durchfall führen. Grundsätzlich sollten Futterumstellungen nur sehr behutsam durchführt werden.

Wichtig: Meerschweinchen müssen abwechslungsreich ernährt werden, da sonst Mangelerscheinungen auftreten können. Da ihre Körper nicht in der Lage sind, selbst Vitamin C aufzubauen, ist besonders darauf zu achten, dass sie dieses über die tägliche Nahrung oder durch spezielle Vitamintropfen bzw. vitaminhaltiges Ergänzungsfutter zugeführt bekommen.

Nagebeilagen für Meerschweinchen

Da ihre Beißer regelmäßig nachwachsen, brauchen Meerschweinchen grundsätzlich etwas zum Knabbern. Um zu verhindern, dass die Tiere durch überlange Zähne nicht mehr fressen können, sollten Nagematerial, beispielsweise ungespritzte Obstbaumzweige oder Weichholzstücke, ausreichend zur Verfügung stehen. Spezielle Knabberstangen, die zusätzlich wichtige Vitamine und Mineralstoffe enthalten, sind ebenfalls sehr beliebt und eine wichtige Futterergänzung. Ungeeignet ist hingegen trockenes Brot, da es aufgrund der hohen Nährstoffdichte die Tiere dick werden lässt und darüber hinaus Schimmelgefahr besteht. Auch das tägliche Heu hilft bei der Zahnpflege.

Nicht artgerechte Nahrung kann Tiere krank machen. Daher sollten Eltern unbedingt ein Auge darauf haben, wenn Kinder ihre kleinen Freunde füttern. Auf keinen Fall dürfen es Schokolade oder andere Süßigkeiten sein. Stattdessen sollten Eltern ihren Kindern klar machen, dass sich Meerschweinchen viel mehr über eine Möhre, ein Stückchen Apfel oder einen anderen artgerechten Snack freuen.