Anschaffung, Haltung und Pflege
Anschaffung
Zwergkaninchen können bei guter Pflege bis zu zehn Jahre und älter werden. Wer sich für sie entscheidet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er ein ganzes Kaninchenleben lang für die Tiere verantwortlich ist.
Zwergkaninchen sind von Natur aus gesellige Tiere und sollten daher nicht einzeln gehalten werden. Gut verstehen sich oft zwei Weibchen – wenn möglich aus dem gleichen Wurf – oder zwei kastrierte Männchen. Unkastriert würden sie sich nur bekämpfen. Ein gemischtes Paar würde ständig für Nachwuchs sorgen, also sollte wiederum der Rammler kastriert werden.
Es sollte vermieden werden, sie den ganzen Tag alleine zu lassen. Zwergkaninchen können in Stadt- und Mietwohnungen relativ problemlos gehalten werden und dürfen als Kleintiere ohne Erlaubnis des Vermieters mit in der Wohnung leben. Nichtsdestotrotz sollte versucht werden, den Tieren ein möglichst naturnahes Leben zu ermöglichen, indem ihnen Auslauf, oder die Gelegenheit zum Graben und Buddeln gegeben wird.
Grundsätzlich sind Zwergkaninchen als Tiere für Familien mit Kindern wunderbar geeignet, jedoch sollten Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter die Tiere immer unter Aufsicht und Anleitung versorgen, streicheln usw...
Ein „echtes“ reinrassiges Zwergkaninchen gibt es beim Rassezüchter oder in einer gut geführten Zoofachhandlung. Ansonsten kann es passieren, dass sich das Kaninchen irgendwann als ausgewachsener Stallhase entpuppt. Die Erkennungsmerkmale eines „echten“ Zwergkaninchens sind der runde Kopf und Körper. Die Augen sind auffallend groß und die Ohren des Zwerges sind kürzer und stehen enger zusammen als die der größeren Kaninchen. Das soll allerdings nicht heißen, dass ein „normales“ Kaninchen weniger Freude bereitet als ein Zwergkaninchen. Übrigens warten auch in den Tierheimen viele Kaninchen unterschiedlicher Größe auf ein neues Zuhause.
Beim Zoofachhändler oder Züchter sollten vor dem Kauf die Lebens- und Hygieneverhältnisse der Tiere überprüft werden: Haben die Tiere genug Platz? Liegen keine vergammelten Futterreste im Kaninchenheim? Ist die Toiletten-Ecke sauber? Achten Sie beim Kauf darauf, dass das Tier gesund ist.
Ein gesundes Zwergkaninchen hat:
- klare, glänzende Augen, ein glattes, glänzendes Fell und eine trockene Nase. Es ist munter und neugierig, seine Bewegungen sind kraftvoll, schnell und sicher.
- Die Oberkieferschneidezähne sollten über die Unterkieferschneidezähne greifen. Es sollte kein Unterkiefervorbiss bestehen. Dieser kommt besonders bei sehr kurzköpfigen Tieren vor.
- Rote Augenränder, verklebter After oder schorfige, kahle Stellen im Fell deuten dagegen auf Krankheiten hin. Augen, Mund und Nase dürfen auf keinen Fall Schwellungen aufweisen. Das Hinterteil sollte keine Spuren von Durchfall oder Kot aufweisen, sondern gänzlich sauber sein.
Haltung
Das Kaninchenheim sollte groß und hoch genug sein, dass die Tiere ausreichend Platz haben zum Hoppeln und „Männchen“ machen. Idealerweise ist das Kaninchenheim mit weit auseinander stehenden Gitterstäben versehen. Eine leicht abnehmbare Bodenwanne aus Kunststoff erleichtert die Reinigung. In das Kaninchenheim gehört einiges an Mobiliar, z.B. Häuschen zum Verstecken, Heuraufe, Wasserflasche und Näpfe.
Die Einstreu kann aus Sägespänen, Heu oder Stroh bestehen, jedoch sollte die Streu grundsätzlich nicht übermäßig stauben, weil dies bei Tieren Belastungen der Atemwege oder Augenentzündungen hervorrufen könnte. Das Kaninchenheim sollte an einem luftigen, jedoch zugfreien Ort platziert und gleichmäßig temperiert sein. Idealerweise steht es mit einer oder sogar zwei Seiten an der Wand, sodass sich die Tiere geschützt fühlen und „Rückendeckung“ erhalten. Ganz wichtig ist es, Küchendunst und Zigarettenrauch sowie übermäßige Lautstärke von Fernseher und Radio zu vermeiden.
Zwergkaninchen sind von Natur aus Höhlenbewohner und müssen sich geborgen fühlen. Damit sie nicht ständig in panischer Angst leben, sollte ihre „Wohnung“ in einer geschützten, ruhigen Ecke stehen und nicht von allen Seiten einsehbar sein. Auf jeden Fall gehört ein Schutzversteck bzw. Schlafhäuschen in das Kaninchenheim, wohin das Tier sich jederzeit zurückziehen kann.
Zwergkaninchen können anfangs scheu und schreckhaft sein. Es erfordert Zeit und Geduld, sie handzahm zu machen oder gar streicheln zu können, ohne sie in Angst zu versetzen.
Dennoch sind Menschen wichtige Bezugspersonen für Kaninchen. Auch wenn Kaninchen mindestens zu zweit gehalten werden sollten, sind sie doch begeistert vom Spiel mit dem Menschen und wollen gefordert werden. Gerade, wenn sie nicht in einem großen Außengehege leben, ist es wichtig, mit ihnen zu spielen und ihnen so Abwechslung und Bewegung zu ermöglichen. Je mehr sich Kinder und Erwachsene auf diese Weise und von Anfang an um ihre Mümmelmänner kümmern, umso zutraulicher werden sie.
Kaninchen sind neugierige Tiere und lieben es, nach Leckerlis zu suchen. Verstecken Sie sie unter Decken, in Toilettenpapierrollen, Kartons oder einer Kiste mit alten Handtüchern und lassen Sie die Kaninchen danach suchen.
Interessante Spielzeuge für Kaninchen sind beißfeste Bälle, die sie vor sich her stupsen. Außerdem haben Kaninchen gern einen guten Überblick: Legen Sie beispielsweise ein bisschen Löwenzahn auf verschiedene gut zu erklimmende Kisten, es wird versuchen hoch zu hopsen und von einer Kiste zur nächsten hüpfen. Regelmäßige Bewegung dieser Art ist gut für seine Muskeln und macht ihm außerordentlich viel Spaß. Wer seinen Kaninchen regelmäßig solche Spielstunden gönnt, wird von ihnen heiß und innig geliebt und wird sich wundern, wie lernfähig die Langohren sein können.
Wer einen Garten oder Balkon besitzt, kann die Zwergkaninchen in ein luftiges Freigehege setzen. Dieses sollte zum Schutz von oben bis unten mit Maschendraht bespannt sein und neben Trinknapf, Futterraufe und Spielmöglichkeiten eine Schutzhütte enthalten. Wenn die Tiere dann auch noch etwas buddeln können, fühlen sie sich besonders wohl.
Zwergkaninchen lieben den Auslauf im Garten. So wird Langöhrchens Ausflug ins Grüne zum sicheren Vergnügen:
- Die Kaninchen sollten vor ihrem Ausflug langsam an frisches Futter gewöhnt worden sein, sonst drohen ihnen gefährliche Koliken – besonders junger Klee im Frühjahr ist zu vermeiden!
- Begleitung muss selbst im gut eingezäunten Garten sein: Die Kaninchen sollten nur dann auf die Wiese gesetzt werden, wenn Aufsichtspersonen im Garten sind. Um sie vor möglichen Gefahren (z. B. Katzen, Hunden, Raubvögeln) zu schützen und um sie daran zu hindern, sich unauffindbar zu „verbuddeln“, sollten Halter immer ein Auge auf sie haben.
- Auslauf begrenzen, damit die Übersicht nicht verloren geht. Mit einem Gehege aus Gitterelementen (erhältlich im Fachhandel) lässt sich das in wenigen Minuten bewerkstelligen. Der Gartenzaun allein reicht nicht als Begrenzung – so manches Kaninchen hat sich schon unterm Zaun durchgegraben. Das Gehege sollte bei Bedarf erweitert und mühelos versetzt werden können, so dass die Grasfläche immer knabberfrisch und sauber bleibt.
Rasendünger und andere Spritzmittel können für Kaninchen gesundheitsgefährdend sein. Zwischen dem Gartenausflug und der letzten Dünge-Aktion sollten mindestens sechs Wochen liegen, falls es in der Zwischenzeit nicht ein paar kräftige Regengüsse gegeben hat. Kompromiss: Einen Teil des Rasens als „Kaninchenparadies“ ungedüngt lassen – und in Kauf nehmen, dass er eben nicht wie ein dichter, grüner Teppich aussieht.
- In einem leeren Gehege ängstigen sich die Tierchen. Deshalb unbedingt ein paar Gegenstände hineinstellen, die Versteckmöglichkeiten und Sonnenschutz bieten: beispielsweise ein Dach aus Weidenspalieren, Holzhäuschen, „Tunnelröhren“ aus Ton, vielleicht auch noch eine mit Sand gefüllte Holzkiste zum Buddeln.
- Bitte nicht stören! Vor allem Kinder müssen wissen: Am wohlsten fühlen sich die Kaninchen, wenn sie im Gehege miteinander tollen und toben dürfen. Leckerlies und Streicheleinheiten gibt es am besten, wenn sie von sich aus auf den Menschen zukommen.
- Ende des Ausflugs: Ein Näpfchen leckeres Trockenfutter bildet einen positiven Abschluss und lockt die Kleinen zurück in den Transportkäfig.
- Wer seinen Kaninchen ständigen Aufenthalt im Freien bieten will, muss ihnen ein ein- und ausbruchsicheres Gehege mit gut isoliertem Stall bauen.
Damit Kaninchen gesund und munter bleiben, muss ihr Gehege regelmäßig gereinigt werden. Ganz wichtig ist es, die Streu auszuwechseln. Zwergkaninchen sind in der Regel nicht wirklich stubenrein, haben aber ihre feste „Toilettenecke“, was natürlich die Reinigung erleichtert. Die bevorzugten „Toilettenecken“ sollten mindestens jeden zweiten Tag gesäubert werden. Komplett sollte das Kleintier-Zuhause einmal wöchentlich sauber gemacht werden. Das sind wichtige Aufgaben, die regelmäßig auf dem Plan stehen sollten: Die Näpfe und Trinkflaschen müssen täglich mit heißem Wasser ausgespült und Reste von Grünfutter entfernen werden. Mindestens einmal wöchentlich wird die gesamte Streu ausgewechselt und die Käfigwanne mit heißem Wasser ausgewaschen. Ein Mal im Monat auch das Gitter des Geheges gründlich säubern. Kinder und Jugendliche, die sich Kaninchen oder Meerschweinchen wünschen, können sich von Freunden, bei denen schon Kleintiere leben, die einzelnen Reinigungsschritte zeigen lassen. Und vielleicht dürfen sie auch bei der einen oder anderen Aufgabe mithelfen. So lernen sie mit viel Spaß alles Wichtige rund um die Hygiene im Kleintierheim. Wenn die quirligen Vierbeiner dann bei ihnen einziehen, wissen die frischgebackenen Tierhalter schon, wie sie das neue Zuhause ihrer Lieblinge richtig pflegen.
Übrigens: Kinder im Kindergartenalter sollten bei der täglichen Pflege des Kleintiergeheges und seiner Bewohner nicht alleine gelassen werden. Aber sie können bereits für kleinere Aufgaben die Verantwortung übernehmen, z. B. für das Sammeln von Löwenzahn oder das Wechseln des Wassers. Je älter Kinder werden, desto größer dürfen die täglichen Aufgaben sein.
Pflege
Für die Fellpflege sorgt das Kaninchen in der Regel selbst. Bei langhaarigen, feinhaarigen Kaninchen (Angora u. ä.) ist allerdings besonders zu Zeiten des Haarwechsels ein intensives Auskämmen der losen Haare notwendig, damit die Kaninchen die Haare nicht in den Magen aufnehmen. Dies birgt nämlich die Gefahr der Haarballenbildung im Magen oder bei kleineren Haarballen auch im Darm, wodurch es Magenüberladungen oder Darmverschlüsse geben kann. Die meisten Tiere genießen es, wenn man sie – mit einer nicht zu harten Bürste – striegelt oder auskämmt. Baden darf man sie auf keinen Fall. Sie könnten sich eine lebensgefährliche Erkältung zuziehen oder sogar einen Angstschock erleiden.
Krallenpflege: Hat das Tier genügend Auslauf – insbesondere draußen und auf rauen Böden ? wetzen sie sich die Krallen meist ab. Werden sie dennoch zu lang, lässt man sich am besten vom Tierarzt zeigen, wie man sie kürzt.
Für Zwergkaninchen gilt ebenso wie für Meerschweinchen oder Goldhamster, dass die Futterauswahl und -menge für die Gesundheit eine bedeutende Rolle spielt.
Besonders wichtig ist es, dass die Tiere ständig etwas zum Nagen haben, da ihre Zähne ständig nachwachsen und somit eine permanente Behinderungs- und Verletzungsgefahr besteht. Hierfür eignen sich ungespritzte Obstbaumzweige oder Weichholzstücke. Trockenes Brot ist nicht ratsam, da es zu viele Nährstoffe enthält, die Tiere dick werden lässt und schnell schimmelt. Im Handel sind spezielle Knabberstangen erhältlich, die von den Nagern gern angenommen werden und zusätzlich meist auch noch wichtige Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Auch Heu, das immer zur Verfügung stehen sollte, hilft bei der Zahnpflege, denn es muss lange gekaut werden. Auch wegen des hohen Rohfaseranteils stellt Heu einen sehr wichtigen Bestandteil der Ernährung dar. Daneben steht natürlich noch spezielles Fertigfutter und viel frisches Grün auf dem Speiseplan.