Von der Raupe zum Schmetterling: Begleitung auf dem Weg in die Natur

Ob als Raupe Nimmersatt oder bunter Falter im heimischen Garten: Schmetterlinge sind faszinierende Tiere, deren Entwicklung innerhalb weniger Wochen die Wunder der Natur zeigt. Insbesondere Kinder beobachten das gespannt, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen, das Heranwachsen der Tiere vorzugsweise im Kindergarten und der Schule oder auch zu Hause zu verfolgen. Aber auch viele Erwachsene sind fasziniert von der Verwandlung. Fertig entwickelt werden die Falter dann in die Freiheit entlassen.

Foto: BUND / Wolfgang Düring

Die Entwicklung von Raupe zu Schmetterling ist eines dieser Wunder, das man als Laie in der Natur kaum miterleben kann. Gerade für Kinder ist es daher ein faszinierendes, gemeinschaftliches Erlebnis, die Tiere in ihrer Transformation zu beobachten, weiß Wolfgang Düring, Schmetterlingsexperte des BUND: „Wenn aus einer Puppe ein Schmetterling schlüpft, dann ist das natürlich ein ganz besonderer Moment. Wenn ich Projekte in Kindergärten oder Schulen begleite, freue ich mich immer zu sehen, wie auch die Kinder, die eher still sind und im Hintergrund stehen, dabei richtig aufblühen.“ Grundsätzlich sind die Aufzucht und Beobachtung von Schmetterlingen unproblematisch. Die pädagogische Begleitung hilft dabei sowohl den Kindern im Verstehen von Natur und Umwelt, sichert aber auch eine artgerechte Behandlung der Tiere zu. Auch viele Erwachsene erfreuen sich an diesem Wunder der Natur, das sie mit entsprechender Beratung im privaten Umfeld erleben können. Ob jung oder alt, in der Schule oder den eigenen vier Wänden: Dazu gehört immer, dass die geschlüpften Schmetterlinge anschließend in die Freiheit entlassen werden.

Die passende Raupe finden

Zur Beobachtung benötigt man erst einmal die Raupen. Diese sind im Zoofachhandel und bei Züchtern erhältlich. Das Angebot fokussiert sich stark auf Distelfalter, wie Düring beschreibt: „Die Raupen sind in einem kleinen Plastikdöschen mit Trockenfutter erhältlich und können zu Hause dann auf ihre Pflanze gesetzt werden. Ein Vorteil dieses Beschaffungswegs ist sicherlich, dass ich den Termin frei wählen kann, um mein Projekt zu starten“, sagt der Experte. „Distelfalter sind besonders unproblematisch, wenn es ums Freilassen geht, da es sich um Wanderfalter handelt. Wie der Name schon sagt, wandern diese Schmetterlinge und es werden keine lokalen Populationen gestört.“

Unter Anleitung von Experten ist auch die Entnahme aus der Natur eine Möglichkeit. Das Bundesnaturschutzgesetz und die Artenschutzverordnung schützen dabei einige Arten, bei denen die Entnahme untersagt ist: „Man kann sich grob merken, dass in der Regel Nesselfalter, also Arten, deren Raupen auf Brennnesseln leben, und Weißlinge problemlos entnommen und dann später wieder freigelassen werden können. Naturschutzorganisationen in der Nähe können dazu beraten“, sagt Schmetterlingsexperte Düring. Nesselfalter sind zum Beispiel bekannte Arten wie Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge oder Distelfalter; bei Weißlingen sind zum Beispiel Zitronen- und Aurorafalter verbreitet. Bei diesen Arten sei die Entnahme unproblematisch, weil die Überlebenschancen bei richtiger Behandlung sogar deutlich höher seien als in der Natur: „Ein Weibchen legt in der Regel etwa 100 Eier. Dass ein einzelnes Tier es dabei vom Ei bis zum Schmetterling schafft, hat eine Chance von wenigen Prozent“, erklärt der Experte. „Bei einer Aufzucht in der Schule oder bei privaten Schmetterlings-Liebhabern ist bei ausreichender Erfahrung und Anleitung die Wahrscheinlichkeit weitaus höher, sodass die Form der geschützten Kinderstube im Ergebnis keinerlei Einfluss auf die Population hat.“

Lokale Naturschutzorganisationen beraten dabei, wann und wo die entsprechenden Tiere zu finden sind. Da Raupen auf das Fressen einer einzelnen Pflanzenart spezialisiert sind, muss diese sicher bestimmt werden, damit das Tier sich ernähren kann. Grundsätzlich sollte man darauf achten, dass die Schmetterlinge anschließend wieder in der Region ausgesetzt werden, aus der sie auch stammen. Sonst sind sie unter Umständen nicht an ihren neuen Lebensraum angepasst.

Verwandlung zum Schmetterling

Die Faszination der Aufzucht beschränkt sich nicht nur auf den schlüpfenden Schmetterling, wie Düring beschreibt: „Zuerst sind da diese winzigen Eier, aus denen große Raupen schlüpfen. Dann bemerkt man Veränderungen bei jedem einzelnen Häutungsvorgang der Raupe. Plötzlich ist da nur noch die Puppe, die beinahe leblos wirkt. Und dann befreit sich daraus dieser wunderschöne Schmetterling. Da kann man schon einiges beobachten innerhalb von nur drei bis vier Wochen!“

Die Raupen können in Einmachgläsern gehalten werden, solange täglich ihr Brennnesselzweig – wenn es sich um Nesselfalter handelt – ausgetauscht wird. Anstelle des Deckels sollte Gaze verwendet werden und das Glas darf nicht in der Sonne stehen. Das funktioniert, weil die Raupen keinen sonderlichen Bewegungsdrang haben, der gestillt werden müsste, sondern erst als Schmetterling herumfliegen – und deshalb in die Freiheit entlassen werden. Komfortabler und zur Beobachtung besser geeignet ist aber ein Holzkasten mit Einblick. Hier kann eine frische Pflanze eingetopft werden und man muss nicht mehr täglich eingreifen.

Schlüpft der Schmetterling, klettert er an eine erhöhte Position und lässt seine Flügel einige Stunden trocknen und aushärten. Während dieser Zeit darf man ihn nicht stören. Im Anschluss sollte man ihn möglichst bald freilassen, damit er fliegen kann.

Detaillierte Informationen zu den einzelnen Schmetterlingsarten und ihren Lebensräumen finden sich beim BUND-Schmetterlingsnetzwerk (https://www.bund-rlp.de/themen/tiere-pflanzen/schmetterlinge/). IVH