Grüne Vielfalt schafft Lebensräume

Wer den Rasen mit der Nagelschere schneidet oder zugunsten von Kies ganz auf Pflanzen verzichtet, nimmt Vögeln, Insekten und Kleinsäugern ihren Lebensraum. Wo hingegen Wildkräuter blühen und einheimische Gehölze wachsen können, da entsteht eine wertvolle Oase für die Tierwelt. 

Wer vor 20 Jahren mit dem Auto in den Sommerurlaub gefahren ist, musste meist die Tankstopps dafür nutzen, die Windschutzscheibe von Insekten zu befreien. Und heute? Da kann man von Hamburg bis an den Chiemsee durchfahren, ohne überhaupt ein Insekt von der Windschutzscheibe zu entfernen.

Die Zahl der Insekten ist nicht nur in der Agrarlandschaft dramatisch zurückgegangen, sondern auch in den meisten heimischen Gärten. Immer häufiger finden sich dort Stein- und Kiesformationen, spärlich bepflanzt mit immergrünen Arten, die wenige Blüten und Früchte tragen oder Laub abwerfen. Das Gießen wird in den zunehmend heißen Sommern einfach und zeitsparend punktuell mit automatisierten Bewässerungssystemen geregelt. 

Viele Gärten weisen heutzutage die Artenvielfalt einer landwirtschaftlichen Monokultur auf und bieten Insekten, Vögeln, Igeln und Eichhörnchen immer seltener einen passenden Lebensraum. Und wo Insekten fehlen, gibt es auch immer weniger Vögel, die diese als Nahrung benötigen, um ihre Küken großzuziehen.

Hecken und Sträucher schaffen Lebensraum

Wildvögel nutzen gern Hecken und Gebüsche zum Nestbau und zur Nahrungssuche. Dafür sollten möglichst einheimische Gehölze gepflanzt werden. Weiß-, Kreuz- oder Feuerdorn, Wildrosen, Berberitze und Hasel sind ebenso geeignet wie Brom-, Him- und Stachelbeeren. 

Aber auch Eberesche, Vogelkirsche, Gemeiner Wacholder, Schwarzer Holunder oder Wildapfel bieten nicht nur vielen heimischen Vögeln, sondern auch unzähligen Insekten und Kleinsäugern einen passenden Lebensraum mit Nahrungs- und Versteckmöglichkeiten. 

Unkraut liegt im Auge des Betrachters

Unterschiedliche Wildkräuter – Löwenzahn, Weißer Gänsefuß, Gemeiner Beifuß, Brennnesseln, Wiesenbärenklau, Wiesenkerbel, Hornklee oder Einjähriges Rispengras – bieten vom Frühjahr bis zum Herbst einen reich gedeckten Tisch an Pollen und Sämereien. Der Fachhandel bietet hierfür unterschiedliche Saatmischungen an. 

Es ist schon viel gewonnen, wenn in kleinen Bereichen des Gartens eine Wildkräuterwiese angelegt wird, auf der die Pflanzen ungestört blühen können, ohne dem Rasenmäher oder Unkrautvernichtungsmittel zum Opfer zu fallen. So kann man eine kleine Oase für die heimische Tierwelt schaffen und über das Sommerhalbjahr das Kommen und Gehen vieler tierischer Mitbewohner im Garten beobachten. 

Lebensräume auf dem Balkon

Selbst Balkone in der Stadt können einen Beitrag dazu leisten, dass mehr Insekten – vor allem Wildbienen – Nahrung finden. Der Fachhandel bietet entsprechende Pflanzen, die für unterschiedlich lange von der Sonne beschienene Balkone geeignet sind. Auch verschiedene Küchenkräuter sorgen für ein abwechslungsreiches Buffet: Salbei, Oregano, Thymian, Bohnenkraut, Küchen-Lavendel, Zitronenmelisse, Ysop und Minze sind mit ihren unterschiedlichen Blühzeiten von Mai bis September ideal, um Wildbienen eine verlässliche Nahrungsquelle zu bieten. 

Neben Küchenkräutern lassen sich weitere bienenfreundliche Balkonpflanzen wie Scharfer und Weißer Mauerpfeffer, Große Fetthenne, Männertreu, Steinkraut oder Kapuzinerkresse auf kleinstem Raum kultivieren. IVH/BNA