Zwerggeckos: Kleine Kletterkünstler im Terrarium

Ob Einsteiger oder „alter Hase“: Zwerggeckos sind attraktive Pfleglinge für Terraristik-Fans. Sie sind tagaktiv, lassen sich bereits in relativ kleinen Terrarien tiergerecht unterbringen und sind spannend zu beobachten. Folgende Tipps helfen bei der Haltung und Pflege der kleinen Kletterkünstler.

Die Wahl der neuen Terrarientiere

Von den über 60 Arten der Gattung Lygodactylus sind in der Heimtierhaltung überwiegend vier Arten vertreten: der Gelbkopf-Zwerggecko (L. picturatus), der Streifen-Zwerggecko (L. kimhowelli), Conrau’s Zwerggecko (L. conraui) sowie der Himmelblaue Zwerggecko (L. williamsi). Die Geckos weisen eine Länge von weniger als 10 Zentimetern auf, wobei ungefähr die Hälfte auf den Schwanz entfällt. Bei tiergerechter Haltung haben Zwerggeckos eine Lebenserwartung von fünf bis zehn Jahren. Am besten hält man sie paarweise oder in einer Haremsgruppe von einem Männchen mit mehreren Weibchen. Da Männchen untereinander unverträglich sind und ein ausgeprägtes Revierverhalten zeigen, dürfen sie nicht zusammen gehalten werden. Die Geschlechter lassen sich daran unterscheiden, dass geschlechtsreife Männchen eine verdickte Schwanzwurzel aufweisen und meist deutlich farbenprächtiger sind als die Weibchen.

Beim Erwerb von Zwerggeckos sind immer Nachzuchten zu empfehlen. Sie haben auch den Vorteil, dass sie in der Regel keine Krankheiten mitbringen. Beim Himmelblauen Zwerggecko sind zudem rechtliche Vorgaben zu beachten, denn er ist seit einigen Jahren im höchsten Schutzstatus des Washingtoner Artenschutzübereinkommens aufgeführt (Anhang I).

Tiergerechte Haltung von Zwerggeckos

Zwerggeckos sind wahre Kletterkünstler und weisen Haftlamellen unter ihren Füßen und an der Schwanzspitze auf. Deshalb sollte ihr Terrarium höher als breit sein. Für die größeren Vertreter wie den Gelbkopfgecko, den Streifen-Zwerggecko oder den Himmelblauen Zwerggecko sind Terrarien mit den Maßen 40x40x60 Zentimeter oder größer empfehlenswert. Kleinere Arten wie der Conrau’s Zwerggecko können auch in Terrarien mit mindestens 30x30x40 Zentimetern gepflegt werden.

Für die aktiven Zwerggeckos sollte das Terrarium entsprechend eingerichtet sein. Ihre Besitzer können zum Beispiel die Rück- und Seitenwände mit Korkplatten bekleben und so gleichzeitig einen Sichtschutz als auch Strukturen schaffen, an denen Rankpflanzen wie kleine Ficus-Arten leichter emporwachsen können. Weitere Klettermöglichkeiten entstehen durch vertikal oder horizontal ins Terrarium eingebrachte Korkäste, Lianen und hohle Bambusstäbe. Lebende Pflanzen wie Bogenhanf bringt man am besten im Topf in das Terrarium ein. Bromelien lassen sich in unterschiedlichen Höhen an den Ästen anbringen oder anbinden. Die Pflanzen bieten den Tieren zusätzliche Kletter- und Versteckmöglichkeiten und sorgen für eine gleichmäßige Erhöhung der Luftfeuchtigkeit. Als Bodengrund eignet sich eine dünne, zwei bis drei Zentimeter hohe Sand- oder Sand-Erde-Schicht.

Das richtige Klima

Zwerggeckos sind wechselwarme Tiere. Sie müssen einerseits die Möglichkeit haben, sich aufwärmen zu können. Andererseits müssen sie sich in kühlere Bereiche zurückziehen können, um je nach Situation ihre optimale Körpertemperatur erreichen zu können. Helle Sonnenplätze, etwa auf horizontal eingebrachten Ästen, und schattige Verstecke zwischen Pflanzen bieten den Tieren hierzu ausreichend Möglichkeiten.

Idealerweise installieren Zwerggecko-Halter über dem Terrarium einen Wärmestrahler mit UV-Bestandteilen, der eine Temperatur von 35-40°C im oberen Bereich des Terrariums ermöglicht. Im restlichen Terrarium sollte die Temperatur tagsüber 24-28°C aufweisen. Nachts sind Werte von 18-20°C optimal. Beleuchtet wird das Terrarium abhängig von den Jahreszeiten zwischen 10 und 14 Stunden täglich. Da die UV-Strahlung nicht durch Glas gelangen kann, sollte das Terrarium im günstigsten Fall mit feinmaschiger Gaze abgedeckt sein. Ist der Deckel aus Glas, muss die Lampe innerhalb des Terrariums angebracht und durch einen engmaschigen Schutzkorb gesichert werden, damit sich die Tiere nicht verbrennen. Diese Variante ist nur bei größeren Terrarien möglich; kleine Terrarien könnten sich zu stark aufheizen.

Die Luftfeuchtigkeit im Zwerggecko-Terrarium sollte tagsüber zwischen 60 und 70 Prozent und nachts etwa 90 Prozent betragen. Am einfachsten erreichen Tierhalter dies, indem sie einen Handzerstäuber mit kalkfreiem Wasser (zum Beispiel weiches Leitungswasser, Osmosewasser) befüllen und das Terrarium damit besprühen. Der Bodengrund kann ebenfalls angefeuchtet werden, es sollte jedoch keine Staunässe entstehen. Zur Kontrolle von Temperatur und Luftfeuchtigkeit finden sich im Fachhandel entsprechende Messgeräte.

Abwechslungsreiche, artgerechte Ernährung

Zwerggeckos ernähren sich in der Natur vorrangig von kleinen Insekten. Zur Fütterung eignen sich daher Heimchen, Grillen oder Fruchtfliegen, die im Zoofachhandel erhältlich sind. Dabei sollte das Futtertier nicht größer sein, als der Kopf des Geckos breit ist. Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, sollten Gecko-Halter die Futterinsekten mit einem Mineralstoffgemisch aus dem Fachhandel bestäuben. Ab und zu freuen sich die kleinen Geckos auch über Obst wie etwa Banane, Mango, Pfirsich, Erdbeere oder Papaya in Stücken oder als Brei. Weiterhin muss den Tieren in einer kleinen Schale ständig frisches Wasser zur Verfügung stehen. Jungtiere sollten täglich, erwachsene Tiere zwei bis drei Mal pro Woche gefüttert werden.

Tägliche Pflege- und Kontrollaufgaben

Verunreinigungen, Häutungs- und Futterreste sollten täglich aus dem Terrarium entfernt und die Wasserschüssel frisch befüllt werden. Bei diesen Routinetätigkeiten lässt sich auch der Gesundheitszustand der Tiere überprüfen: Haben die Geckos noch Häutungsreste am Körper, hilft es zumeist, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Gesundheitsprobleme wie Hautmilben, Abmagerungen oder Veränderungen des Kots hingegen müssen von einem fachkundigen Tierarzt abgeklärt werden. Wichtig: Zur Darmflora der Geckos können Salmonellen gehören, die bei kleinen Kindern, Älteren oder Menschen mit einem geschwächten Immunsystem zu Erkrankungen führen können. Um dem vorzubeugen, sollten Halter von Zwerggeckos auf Hygiene achten und sich vor und nach dem Kontakt mit den Tieren oder der Terrarieneinrichtung gründlich die Hände waschen. IVH/BNA