Heimtierindustrie vor immer größeren Herausforderungen

Die anhaltenden Preissteigerungen besonders in den Bereichen Rohmaterialien, Energie, Verpackung und Logistik und die immer häufiger auftretende Unterbrechung der Lieferketten stellen die Heimtierbedarfsindustrie vor nie dagewesene Herausforderungen. Hinzu kommt das Risiko, dass infolge der drohenden Gas-Einschränkungen die Futterversorgung für die 35 Millionen Heimtiere in Deutschland stark beeinträchtigt sein könnte.

„Im Vergleich zur Situation am Ende des vergangenen Jahres haben sich die Rahmenbedingungen bei der Rohwarenverfügbarkeit im Heimtiernahrungsbereich noch einmal zum Teil dramatisch verschlechtert“, stellt Dr. Katrin Langner, Geschäftsführerin des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) e.V., der fast 90 Prozent der Heimtierbedarfsindustrie repräsentiert, fest. Die aktuelle Lage bei Rohwaren sei bei nahezu allen Unternehmen von anhaltend starken Verteuerungen und Engpässen bis hin zu Totalausfällen gekennzeichnet, so Dr. Langner.

Die Produkte der Branche für die insgesamt fast 35 Millionen Heimtiere findet man in je-dem zweiten Haushalt in Deutschland. Eine besondere Herausforderung: Die sogenannten Alleinfuttermittel, die den Großteil der hergestellten Futtermittel ausmachen, müssen aufgrund rechtlicher Vorgaben so zusammengesetzt sein, dass sie stets alle Anforderungen an eine gesunde und ausgewogene Ernährung der Tiere gewährleisten. „Das ist Teil unserer Verantwortung für die Heimtierernährung – und anspruchsvoller, als man vielleicht denken mag“, sagt Dr. Langner. „Es ist daher nicht so einfach möglich, die Rezepturen je nach Rohmaterialverfügbarkeit zu verändern. Wenn Unternehmen nicht den Status ihrer Produkte als ‚Alleinfuttermittel‘ gefährden wollen, dann bleibt ihnen oftmals nichts anderes übrig, als die teilweise exorbitant gestiegenen Preise zu bezahlen“, fasst Dr. Langner das Dilemma vieler IVH-Mitglieder zusammen.

Rohmaterialien können oft nicht ersetzt werden

Die Preissteigerungen sind in allen Bereichen, die die Heimtierbranche betreffen, außergewöhnlich. Dies gilt auch für die pflanzlichen Rohstoffe, deren Kostenentwicklung eng mit den Rohstoffen für Lebensmittel verbunden ist und deren Preise sich – zum Beispiel im Getreidesegment – in den letzten Monaten teilweise verdoppelt haben. „Auch pflanzliche Fette und Öle spielen bei den Heimtierfuttermitteln eine große Rolle und können oftmals nicht durch andere Rohmaterialien ersetzt werden, sodass die gerade in diesem Bereich außergewöhnlich hohen Preissteigerungen gezwungenermaßen in Kauf genommen werden müssen“, erläutert Dr. Langner.

Neben den besonderen Problemstellungen für die Hersteller von Heimtiernahrung treffen die Branche zudem die Herausforderungen, mit denen auch viele andere Industrien konfrontiert sind. Dies gilt zum einen für den Logistikbereich: Wegen der hohen Preise für Kraftstoffe und dem Mangel an LKW-Fahrern sind die Frachtraten stark gestiegen. 

„Bei Verpackungsmaterial ist die allgemeine Verteuerung besonders bei Aluminium und Weißblechen hervorzuheben – diese ist zum Teil eklatant, wenn überhaupt noch Ware zu erhalten ist“, sagt Dr. Langner. Das gleiche gilt auch für Papier, Pappe und Kartonagen. 

Keine Entspannung der Situation in Sicht

„Die Aussichten für die nächsten Monate sind alles andere als positiv“, skizziert Dr. Langner die aktuelle Situation. „Dies liegt zum einen daran, dass sich die bestehenden Lager bei Zulieferern in den nächsten Wochen und Monaten weiter leeren werden und neue Lieferverträge nur sehr schwer, und dann unter erheblich verteuerten Konditionen, möglich sein werden. Noch größere Sorge bereiten uns aber die derzeit diskutierten Szenarien in Bezug auf eine Einschränkung der Industrieproduktion im Falle eines Energieimport-Stopps aus Russland“, so Dr. Langner weiter.

Bei der Energieversorgung ist der Großteil der herstellenden Unternehmen der Heimtierbranche in der Produktion auf die Versorgung mit Gas angewiesen. Relevante Einsparungen sind in diesem Zusammenhang systembedingt nicht möglich. „Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben muss Heimtiernahrung in jedem Fall hoch erhitzt werden – hier ist kein Raum für Einsparungen!“, fasst Dr. Langner die Besonderheiten der von ihr vertretenen Branche zusammen.

„Wie viele andere Industriezweige stellen auch wir uns natürlich den Herausforderungen des Marktes und sind zuversichtlich, dass wir auch diese Krise am Ende erfolgreich meistern werden“, so Dr. Langner weiter. „Aber man sollte bei den etwaig anstehenden politischen Entscheidungen zur Priorisierung der Energieempfänger nicht außer Acht lassen, dass unsere Unternehmen wesentlich dazu beitragen, dass die 35 Millionen Heimtiere, die in 47 Prozent der bundesdeutschen Haushalte leben, mit Nahrung versorgt werden“, so Dr. Langner abschließend.