Gesunde Zähne, gesundes Tier: Dentalhygiene bei Meerschweinchen und Kaninchen

Das Meerschweinchen oder Kaninchen frisst nicht, ist antriebslos oder hat Schwierigkeiten mit der Verdauung? Das könnte daran liegen, dass das Tier Probleme mit den Zähnen hat. „Zahnprobleme sind die Hauptursache, weshalb Meerschweinchen und Kaninchen zum Tierarzt müssen“, sagt Dr. Stefan Gabriel, Tierarzt für Zahnheilkunde aus Meschede. „Das Gebiss pflanzenfressender Tiere wächst jede Woche zwei bis drei Millimeter – auch die Backenzähne“, sagt der Experte, was vielen Haltern nicht klar sei. Damit die Zähne gesund und die Tiere munter bleiben, ist ein konstanter Zahnabrieb erforderlich.

(c): Nadezhda Manakhova - Shutterstock.com

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Zahnpflege mit Rohfutter
„Dafür sollte der Speiseplan der Nager überwiegend aus frischem hochwertigem Rohfutter wie Heu, Gras und Löwenzahn bestehen“, rät der Fachmann. Werden die Zähne kontinuierlich abgerieben, sind auch Plaque und Zahnstein kein Problem. Durch das gleichmäßige und stundenlange Zermahlen des faserreichen Futters behalten die Tiere ihre glatte und gesunde Zahnfläche bei. „Außerdem ist es wichtig, dass das Heu oder Gras nicht schimmelt und welkt, sondern frisch ist und aromatisch riecht“, gibt der Experte noch den Tipp.

Wurzelgemüse als Leckerlis sind okay, aber nicht als Hauptnahrung. „Die Fütterung von zu weichem und zu schnell sättigendem Futter sorgt nicht für den gewünschten Zahnabrieb“, so der Experte. Der Darm braucht die enthaltenen Rohfasern und ist auf die gleichmäßige Zufuhr faserreichen Futters angewiesen. Ungespritzte Äste von Obstbäumen oder Hasel können zum Zernagen angeboten werden und dienen auch der Zahnpflege.

Zahnprobleme erkennen und handeln
„Halter sollten ihre Tiere stets beim Fressen beobachten“, empfiehlt Dr. Gabriel. Nur so können sie erkennen, ob mit den Zähnen ihrer Langohren und Meeris alles in Ordnung ist. „Bei Schmerzen selektieren die Tiere, lassen beispielsweise ihr härteres Lieblingsfutter liegen und picken sich die leichter kaubaren Körner heraus.“

Speicheln die Tiere beim Fressen und haben offensichtlich an Gewicht verloren, ist es dringend ratsam, sofort den Tierarzt aufzusuchen. Auch wenn die Schneidezähne schräg stehen und sichtbar zu lang sind. „Einen Tag zu warten, kann bereits zu einer deutlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes führen“, erklärt der Experte. Denn nutzen sich die Zähne nicht gleichmäßig ab, können unter anderem schmerzhafte Druckstellen, vereiterte Backenzähne sowie Wunden an Zunge und Wangen entstehen, die die Tiere vom Fressen abhalten. Zudem können Eiter und Bakterien gefährlich für den Organismus der Tiere werden.

Da die Mägen der Tiere keine starke Muskulatur besitzen, ist ständiges Fressen wichtig, damit der Nachschub das Futter im Magen durch den Verdauungstrakt schieben kann. Bleibt der Nachschub durch Zahnprobleme aus, fängt das Futter im Darm zu faulen und zu gären an. Für ein rundum gutes Meerschweinchen- und Kaninchenbefinden rät Dr. Gabriel: „Halter sollten ihre Tiere täglich beim Fressen beobachten, einmal die Woche ihre Zähne und alle körperlichen Öffnungen kontrollieren sowie zweimal im Jahr, und natürlich bei Auffälligkeiten, zum Tierarzt gehen.“ IVH