Guter Start mit dem Nachwuchs: So unterstützt man werdende Kaninchenmütter

Wenn Nachwuchs im Kaninchenstall ansteht, ob geplant oder unverhofft, ist dies stets ein spannendes Ereignis. Die werdende Kaninchenmutter braucht ab Beginn der Schwangerschaft Unterstützung, damit sie gut versorgt ist und sich in Ruhe auf ihre Neugeborenen vorbereiten kann. Woran man ein trächtiges Kaninchen erkennt und was es zu beachten gilt, wenn sich in der eigenen Kaninchengruppe Nachwuchs ankündigt, erläutert die Kaninchenexpertin und Fachbuchautorin Christiane Kautz. 

Auf den Charakter kommt es an

Die Trächtigkeit eines Kaninchens dauert meist zwischen 31 und 33 Tagen. Bei kleinen Rassen manchmal nur 28 Tage. „Trächtige Kaninchen erkennt man sehr oft an ihrem veränderten Verhalten. Manche ziehen sich zurück und werden ruhiger, fressen zeitgleich aber mehr. Andere reagieren möglicherweise sogar aggressiv gegenüber ihren, besonders männlichen, Artgenossen. Umgekehrt können auch kastrierte Kaninchenböcke aggressiv auf das Muttertier reagieren“, erklärt Christiane Kautz. Sie rät in dem Fall, die Gruppendynamik zu beobachten: „Gerade Aggression kann sich schnell durch die gesamte Gruppe ziehen und hält eventuell auch nach der Geburt der Kaninchenbabys noch an.“ Die Fachfrau rät, das Muttertier am besten getrennt von der Gruppe zu halten und diese erst wieder zusammenzuführen, wenn der Nachwuchs zwischen 4 und 6 Wochen alt ist. „Mit dieser getrennten Haltung kann die Mutter ihre Kleinen in aller Ruhe aufziehen und es besteht kein Risiko, dass die hilflosen Babys verletzt werden“, so die Kaninchenexpertin.

Bei sehr freundlichen und ausgeglichenen Tieren kann das trächtige Kaninchen in der Gruppe bleiben. Auch hier lautet die Faustregel: Beobachtung ist wichtig, um im Notfall schnell eingreifen zu können. „Ich persönlich tendiere dazu, das trächtige Tier, zumindest kurz vor der Geburt, von der Gruppe zu separieren, damit es sich stressfrei auf seinen Nachwuchs einstellen kann. Die Jungtiere sollten auf jeden Fall bis zur 8. Lebenswoche bei ihrer Mutter bleiben, damit sie sozialisiert werden“, so Kautz.

Wurfkiste zur Verfügung stellen

Der Nestbau beginnt in aller Regel erst wenige Tage vor der Geburt. Die Expertin rät, der zukünftigen Kaninchen-Mama eine große Wurfkiste mit viel sauberem Heu und Stroh zur Verfügung zu stellen. Das Häuschen sollte auf die jeweilige Größe des Kaninchens abgestimmt sein und an einem ruhigen, geschützten Ort stehen. Sehr gut ist ein abnehmbarer Deckel, der die Kontrolle des Nests erleichtert. Auf diese Weise werden Mutter und Jungtiere nicht so sehr gestört. Das Kaninchen rupft sich kurz vor der Geburt der Jungen Brust- und Bauchfell aus und polstert damit das Nest weich aus. Ganz wichtig: „Ist das Nest erstmal gebaut, darf es auf keinen Fall mehr umgesetzt oder zerstört werden“, erläutert Kautz.

Ungestörte Geburt

„Kaninchen sind sehr robuste Tiere, die ihre Jungen fast immer alleine und ohne Probleme zur Welt bringen. Hat das Kaninchen einen guten und engen Kontakt zu seinem Besitzer, dann kann er das Tier bei der Geburt beobachten. Viele Kaninchen bleiben aber gerne ungestört und werfen in der Nacht oder den frühen Morgenstunden“, erklärt die Autorin. Nach der Geburt sollten das Nest kontrolliert und eventuelle Verunreinigungen entfernt werden.

Energie und Vitamine für Kaninchenmütter

Trächtige und säugende Kaninchen haben einen erhöhten Eiweiß-, Mineral- und Vitaminbedarf. „Hier ist die Fütterung mit frischen Gräsern, Löwenzahn und Kräutern optimal“, so Kautz. Auch Gemüse und Saaten werden gerne genommen. Ausnahmsweise können auch Haferflocken gefüttert werden, die ein guter Energielieferant sind. „Im Normalfall machen die Flöckchen Langohren eher rund“, sagt die Kaninchenexpertin augenzwinkernd. Auch Fenchel ist gut bekömmlich und hilft bei der Verdauung. Vorsicht ist während der Trächtigkeit allerdings bei Petersilie geboten, da diesen Kräutern wehenauslösende Eigenschaften zugeschrieben werden. Wie für alle Kaninchen muss rund um die Uhr Heu zur freien Verfügung stehen.

Wann ist tierärztliche Unterstützung notwendig?

„In den seltensten Fällen benötigen Kaninchen bei der Geburt tierärztliche Hilfe“, so Kautz. Falls die Geburt stockt und das Kaninchen schwer atmet, handelt es sich allerdings um einen Notfall und ein Tierarzt sollte gerufen werden. „Auf jeden Fall sollte nach der vierten bis sechsten Lebenswoche der Nachwuchs einem Tierarzt vorgestellt werden, damit die Kleinen gegen die gängigen Kaninchenkrankheiten wie RHD, Myxomatose und Kaninchenschnupfen geimpft werden – das ist besonders bei einer Haltung im Außengehege wichtig“, empfiehlt die Expertin. IVH