Bartagamen: Die australischen Drachen tiergerecht halten

Bartagamen gehören nach wie vor zu den beliebtesten Reptilien in Deutschland. Die Echsen sehen mit ihrem stacheligen Schuppenkleid und dem prächtigen „Bart“ nicht nur faszinierend aus, sondern werden auch sehr schnell zutraulich. Zwei Arten von Bartagamen werden besonders gerne gehalten: die mit einer Körperlänge von 45-60 Zemtimeter größer werdende Streifenköpfige Bartagame (Pogona vitticeps) und die nur ca. 30 Zentimeter lange Zwergbartagame (Pogona henrylawsoni). Vor dem Erwerb sollten sich verantwortungsvolle Tierhalter allerdings genau überlegen, welche der beiden Arten sie pflegen möchten – denn je nach Größe und Anzahl der Tiere muss auch das Terrarium dimensioniert sein. Auf die Haltung von Bartagamen mit Qualzuchtmerkmalen, zum Beispiel schuppenlose Zuchtformen, sollte aus Tierschutzgründen allerdings verzichtet werden.

Richtige Charakterköpfe

Die ursprünglich aus australischen Trockengebieten stammenden Bartagamen sind eher gedrungene Tiere mit relativ kurzen Beinen. Optische Hingucker sind vor allem die vielen Stacheln an der Flanke, dem Hinterkopf und an den Seiten des Unterkiefers der Tiere. Ihrem „Bart“ verdanken sie nicht nur ihren Namen, er ist auch das Markenzeichen der Bartagamen. Er tritt deutlich hervor, wenn die Tiere beim Imponieren die Kehle aufblähen. Der „Bart“ ist bei den Männchen besonders ausgeprägt. Männchen haben zudem einen massigeren Kopf und sind in der Regel größer als Weibchen.

Allein oder in Gesellschaft?

Bartagamen können grundsätzlich einzeln, in Harems oder in Weibchengruppen gehalten werden. Da Männchen untereinander unverträglich reagieren, ist eine reine Haltung mehrerer Bartagamen-Männchen nicht zu empfehlen. Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen spricht bei Bartagamen allerdings nichts gegen eine Einzelhaltung, da die Tiere auch in der Natur Einzelgänger sind.

Vor dem Erwerb sollten Halter genau überlegen, wie viele Bartagamen sie zukünftig pflegen möchten. Denn je mehr Tiere, desto größer muss auch das Terrarium sein. Außerdem sollten bei einer größeren Gruppe die sozialen Interaktionen zwischen den Tieren im Blick behalten werden. Wird das Weibchen stark vom Männchen bedrängt, sollte gegebenenfalls eines der Tiere für eine bestimmte Zeit separiert werden. Darüber hinaus kann es bei Bartagamen, selbst bei Jungtieren, sehr ruppig zugehen, wobei sich die Tiere unter Umständen gegenseitig sogar Teile des Schwanzes bzw. der Zehen abbeißen. Und selbst wenn die Beißereien zwischen den Tieren ausbleiben, sind rangniedere Tiere durch die Reibereien im Terrarium oftmals gestresst.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Für ein bis drei Streifenköpfige Bartagamen sollte das Terrarium mindestens die Maße 150 x 80 x 80 Zentimeter (L x B x H) aufweisen, für Zwergbartagamen mindestens 120 x 50 x 80 Zentimeter. Da die Tiere sehr bewegungsaktiv sind, gilt: umso größer die Terrarien sind, desto schöner für die munteren Echsen.

Zum Wohlbefinden benötigen Bartagamen ein Temperaturgefälle in ihrem Terrarium, das die natürlichen Bedingungen im Lebensraum dieser Tiere abbildet. Trockene, helle, sehr warme Plätze zum Sonnen sind ebenso erforderlich wie kühlere und schattige Rückzugsplätze. Für die Sonnenplätze eignen sich leistungsstarke Wärmestrahler mit hohen UVA- und UVB-Anteilen (beispielsweise Metalldampflampen). Idealerweise wird einer dieser Spotstrahler auf der linken oder rechten Seite installiert und sorgt dadurch auf einer Seite des Terrariums für Temperaturen von 45 bis 50° Celsius, während in den kühleren Bereichen die Temperatur auf 22 bis 26° Celsius absinken kann. Hier reicht für die lichtliebenden Reptilien eine Grundbeleuchtung mit hochwertigen Leuchtstoffröhren aus.

Die Luftfeuchtigkeit im Terrarium sollte tagsüber zwischen 30 und 40 Prozent liegen und kann nachts bis auf 60 Prozent ansteigen. Durch das tägliche Übersprühen des Terrariums lässt sich die Luftfeuchtigkeit leicht erhöhen. Zudem sollte im Terrarium immer eine Ecke des Bodengrunds leicht feucht gehalten werden.

Dreidimensionale Strukturen vergrößern den Lebensraum

Damit die Bartagamen wie in der Natur ihre Höhlen graben können, sollte der Bodengrund aus einem staubfreien Sand-Lehmgemisch bestehen, welches an mindestens einer Stelle des Terrariums 20 Zentimeter hoch, gerne auch höher, eingebracht ist. Reiner Spielkasten- oder Wüstensand ist hingegen für die Tiere nicht geeignet. Stabile Felsaufbauten oder dekorative Wurzeln, die gegen ein Untergraben durch die Tiere gesichert sein müssen, erhöhen den Aktionsraum im Terrarium und schaffen ebenso wie Korkröhren viele Versteckmöglichkeiten in Zonen mit unterschiedlichem Mikroklima. Auch eine stabile Rückwand in Felsoptik mit Liegeplätzen auf verschiedenen Ebenen vergrößert die Aktionsfläche im Terrarium erheblich. Ein flacher Wassernapf, der auch für ein kurzes Erfrischungsbad groß genug sein sollte, wie auch eine flache Futterschale vervollständigen die Einrichtung.

Eine abwechslungsreiche Ernährung fördert das Wohlbefinden

Bartagamen ernähren sich in der Natur hauptsächlich von Insekten, fressen aber auch Pflanzen. Während Jungtieren sowohl Insekten wie Heimchen, Grillen und Heuschrecken in passender Größe sowie (Wiesen-)Kräuter (Löwenzahn, Basilikum, Petersilie) oder auch geraspeltes Gemüse (Zucchini, Karotte, Gurke) angeboten werden kann, empfiehlt es sich, erwachsene Tiere überwiegend vegetarisch zu ernähren, um einer Verfettung sowie Krankheiten wie Gicht vorzubeugen. Zudem sollte bei ausgewachsenen Tieren mindestens ein Fastentag in der Woche eingelegt werden.

Wenn Insekten verfüttert werden, gilt für Jung- und Alttiere, dass Mehlwürmer, Zophobas und Wachsmotten wegen des hohen Fett- und Eiweißgehaltes nicht auf den Speiseplan gehören. Auch auf die Gabe von Obst sollte aufgrund des Fruchtzuckers verzichtet werden. Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, sollten die Futterinsekten und das Gemüse regelmäßig mit einem Mineralstoffpräparat aus dem Fachhandel bestäubt werden. Eine Schale mit stets frischem Wasser darf zudem in keinem Terrarium fehlen.

Für das Wohlbefinden der Bartagamen ist neben einer entsprechenden Fütterung weiterhin eine Winterruhe notwendig. Während der Zeit sind die Tiere träge und nehmen keine Nahrung auf. Zur Einleitung der Winterruhe wird im Herbst die Beleuchtungsdauer im Terrarium stufenweise reduziert, bis sie ganz ausgeschaltet wird. Die Bartagamen sollten dann vier bis acht Wochen bei Temperaturen zwischen 16 und 20° Celsius überwintern, bevor die Beleuchtungsdauer stufenweise wieder verlängert wird.

Nachwuchs erwünscht?

Weibliche Bartagamen können mehrmals im Jahr 10 bis 20 Eier legen, manchmal sogar noch mehr. In dieser Zeit muss bei dem Weibchen besonders auf eine bedarfsgerechte Ernährung und Versorgung mit Mineralstoffen geachtet werden. Da sich die Eier im Terrarium erfahrungsgemäß nicht entwickeln, werden sie in speziellen Brutschränken „ausgebrütet“. Durch die Vielzahl an Bartagamen, die jedes Jahr nachgezogen werden, ist ein Ausbrüten der Gelege nur zu empfehlen, sofern für Jungtiere eine sichere und tierschutzkonforme Unterbringung möglich ist. Andernfalls sollten die Gelege nicht ausgebrütet, sondern direkt verworfen werden.

Werden Bartagamen zahm?

In der Regel gewöhnen sich Bartagamen schnell an ihre neue Umgebung, zeigen gegenüber ihrem Halter wenig Scheu und lassen sich auf die Hand nehmen und sogar streicheln. Dieses Verhalten sollte aber nicht mit Zahmheit oder gar Gefallen verwechselt werden. Grundsätzlich betreiben Reptilien keine gegenseitige Körperpflege, sodass ein Streicheln von den Tieren lediglich akzeptiert wird. Wer seine Tiere sinnvoll beschäftigen möchte, kann ihnen durch die Gabe von verschiedenen Blüten, getrocknetem Laub oder neuen Klettermöglichkeiten (wie Korkröhren oder Kletterästen) ihren Alltag im Terrarium abwechslungsreich gestalten. 

Übertragung von Salmonellen vermeiden

Viele Bartagamen weisen naturgemäß Salmonellen auf, die für die Tiere harmlos sind, bei Kindern, älteren Menschen oder immungeschwächten Personen aber in seltenen Fällen Erkrankungen hervorrufen können. Mit einfachen Hygienemaßnahmen lässt sich ein Übertragungsrisiko sehr effizient verringern: Kotreste sollten regelmäßig aus dem Terrarium entfernt und Wasser- und Futterschalen gründlich mit heißem Wasser und einem separaten Schwamm gereinigt werden. Um eine Übertragung von Salmonellen zu vermeiden, gilt es, sich nach dem Kontakt mit den Tieren gründlich die Hände mit warmem Wasser und Seife zu waschen.

Aus Tierschutzgründen sollte man auch auf Tiere mit Qualzuchtmerkmalen verzichten. Hierzu zählen albinotische Tiere ebenso wie sogenannte Silkback-Bartagamen, die eine pergamentpapierartige Haut haben, die bei den regelmäßigen Häutungen der Tiere leicht verletzt werden kann. IVH/BNA