Nistkästen für Fledermäuse: Häuser für nachtaktive Jäger

Von A(lpenfledermaus) bis Z(wergfledermaus): In Deutschland leben 25 Arten der nachtaktiven Jäger. Sie geraten jedoch immer mehr unter Druck, denn sie finden immer weniger Rückzugsquartiere für die Tageszeit. Fledermauskästen können den Tieren daher eine wichtige Alternative bieten. Warum in den Sommerferien nicht eine solche Fledermaus-„Datsche“ bauen?

Foto: IVH/BNA-Hirt

Viele Fledermausarten sind vom Aussterben bedroht: Immer häufiger werden ihre durch Vielfalt charakterisierten Jagdreviere durch Monokulturen ersetzt. Alte, morsche Bäume werden oft schnell gefällt, um die Ansiedelung des Borkenkäfers zu verhindern. Auch die Sanierung von Gebäuden sorgt dafür, dass Fledermäuse immer weniger Spalten im Gebälk oder Dachstuhl finden. Damit schwinden die Rückzugsorte für die nachtaktiven Jäger, um die Tageszeit zu verbringen und ihre Jungen aufzuziehen. Fledermauskästen können den Tieren daher willkommenen Ersatz bieten.

Flach mit Anflugbrett: Der klassische Fledermauskasten

Den einen Kasten, der sich für alle heimischen Arten eignet, gibt es nicht. Denn die verschiedenen Fledermausarten haben sehr unterschiedliche Lebensweisen. Optimal ist es daher, mehrere Modelle anzubieten. Der Klassiker, den viele und vor allem in der Nähe des Menschen lebende Arten mögen, ist ein Flachkasten mit einer schrägen Vorderseite, sodass sich der Schutzraum innen nach oben hin verjüngt. Der Einflugspalt liegt an der Unterseite. Er sollte maximal 2,5 Zentimeter breit sein, sodass auch trächtige Tiere noch hineinkrabbeln können, Beutegreifer wie Katzen oder Marder jedoch nicht. Bei Nistkästen mit breiten Einflugöffnungen sollte darauf geachtet werden, dass im Inneren des Kastens eine vertikale Unterteilung angebracht ist, die den Nistkasten in kleinere Einheiten unterteilt, sodass dort auch eine größere Gruppe Unterschlupf finden kann. Ein unter der Einflugöffnung senkrecht nach unten reichendes Anflugbrett – am besten leicht aufgeraut oder mit Nuten versehen – erleichtert Fledermäusen das Anfliegen und Hineinklettern, so Dr. Martin Singheiser vom Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz (BNA).

Die meisten Fledermauskästen sind aus Holz oder Holzbeton. Damit sich die Fledermäuse im Inneren gut festhalten können, sollte die Oberfläche wie das Anflugbrett aufgeraut oder mit Nuten bestückt sein. Weiterhin sollte der Nistkasten unbedingt wetterfest sein, etwa dank einer Kunststofffolie oder einem dünnen Metallblech auf dem Dach. Dachpappe eignet sich hingegen nicht, denn das darin enthaltene Bitumen kann bei Sommerhitze entweichen und die Tiere schädigen. Auch Zugluft ist zu vermeiden. Kleine Ritzen und Schlitze im Fledermauskasten lassen sich zum Beispiel einfach mit Holzleim abdichten.

Lage, Lage, Lage: Der richtige Platz

Dr. Singheiser empfiehlt, mehrere Nistkästen am Haus und auf dem Grundstück verteilt anzubringen – möglichst witterungsgeschützt und nicht in praller Sonne – da Fledermäuse ihre Schlafquartiere häufiger wechseln. Damit die Tiere die Ruhestätten ungestört und sicher anfliegen können, sollten diese in einer Höhe von drei bis fünf Metern montiert werden. Dabei sollte der Anflugweg frei und nicht durch Sträucher oder Hecken zugewachsen sein.

Auf den Spuren bei Einzug – Hauswartung bei Umzug

Nun braucht es Geduld, denn es kann etwas dauern, bis die ersten Fledermäuse einziehen. Wenn der Fledermauskasten bewohnt ist, lässt sich das an ersten Kotspuren unter dem Kasten erkennen. Wegen der nach unten offenen Bauweise fallen die Ausscheidungen der Tiere leicht nach draußen. Tagsüber gilt es, die Tiere nicht zu stören. Aber in der Abenddämmerung kann man die Tiere beim Ausfliegen und bei der Jagd beobachten.

Wird es dann im Jahr kälter, ziehen sich Fledermäuse zum Winterschlaf in frostfreie Quartiere zurück, beispielsweise Höhlen. Nun bietet sich die Reinigung der Kästen an – sofern alle Fledermäuse ausgezogen sind. Mit einer feinen Bürste oder Stöckchen lassen sich die Kotreste meist leicht entfernen. Reicht das nicht, kann man diesen auch mit Wasser und etwas Schmierseife zu Leibe rücken. Anschließend sollte man den Kasten gut spülen. Auf aggressive oder chemische Reinigungsmittel sollte verzichtet werden. Gegebenenfalls sollten auch das Dach neu abgedichtet oder kleine Risse mit Holzleim verschlossen werden, sodass die Tiere im kommenden Jahr wieder ein intaktes Refugium vorfinden.

Navigation per Ultraschall: Wie sich die Jäger zurechtfinden

Neben Flughunden sind Fledermäuse die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können. Um sich im Dunkeln zu orientieren, nutzen sie Echoortung: Sie geben Ultraschallsignale ab und empfangen über ihre großen Ohren die von Hindernissen oder Beutetieren reflektierten Signale. So manövrieren sie geschickt durch die Nacht. Die meisten Fledermäuse bei uns ernähren sich von Insekten, die sie im Flug erbeuten und fressen. „Fledermäuse sind wichtige Nützlinge und für uns Menschen ungefährlich, daher sollten wir mit einfachen Mitteln ihr Überleben unterstützen“, fasst Dr. Singheiser zusammen. BNA/IVH