Reptilienburg oder Trockensteinmauer: Einheimische Amphibien und Reptilien im Garten schützen

Kaum eine andere Tiergruppe wird so wenig wahrgenommen oder ist mit so vielen Vorurteilen versehen wie die der Reptilien und Amphibien. Dabei brauchen sie gerade jetzt unsere Hilfe, denn alle Arten sind in ihrem Bestand teils massiv bedroht. Wer den faszinierenden Tieren helfen möchte, kann im eigenen Garten schon mit einfachen Maßnahmen viel bewirken.

Foto: IVH/BNA

Alle Arten sind bedroht

Die Bestände der einheimischen Amphibien- und Reptilienarten haben in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Ursachen hierfür sind unter anderem der Lebensraumverlust, die Intensivierung der Landwirtschaft und der Rückgang der Insekten. Den Amphibien machen darüber hinaus noch die mit dem Klimawandel verbundene Trockenheit sowie ein eingeschleppter parasitischer Pilz, der Salamanderfresser-Pilz, zu schaffen. Alle heimischen Amphibien- und Reptilienarten sind daher streng geschützt und es ist verboten, die Tiere sowie Eier, Laich und Larven der Natur zu entnehmen oder zu töten.

Faszinierende Geschöpfe

Unsere einheimischen Amphibien und Reptilien sind zu verblüffenden Leistungen fähig. So können die meterlangen Laichschnüre der Erdkröten über 6.000 Eier beinhalten. Männliche Geburtshelferkröten tragen die Laichschnüre um die Hinterbeine gewickelt mit sich herum. Die Waldeidechse legt dagegen keine Eier, sondern bringt vollständig entwickelte Jungtiere zur Welt. Oder die Kaulquappen der Knoblauchkröte: Sie können bis zu 19 cm groß werden; die strahlend grün gefärbte Smaragdeidechse sogar eine Größe von bis zu 35 cm erreichen. Doch trotz dieser und noch vieler weiterer faszinierender Eigenschaften sind die Bestände unserer heimischen Amphibien und Reptilien in den letzten Jahrzehnten stark gesunken.

Keine Angst vor Schlangen

Viele reagieren mit Abscheu auf einheimische Schlangen im Garten und versuchen die Tiere zu vertreiben. Dabei gibt es für die Angst eigentlich keinen Grund, denn Schlangen sind scheue Tiere und versuchen dem Menschen mit einem natürlichen Fluchtreflex aus dem Weg zu gehen. Darüber hinaus zählen Mäuse bei den meisten Arten zur bevorzugten Nahrung, sodass Schlangen einen wertvollen Beitrag bei der Dezimierung von Schädlingen spielen.

Kleine Maßnahmen, große Wirkung!

Sonne, Schutz, Futter und eine sichere Kinderstube – das sind die wichtigsten Elemente in einem reptilien- und amphibienfreundlichen Garten. Vieles davon lässt sich schon mit wenig Platz und einfachen Mitteln wie einer Trockensteinmauer, einem Stein- oder Reisighaufen realisieren. Denn diese bieten zum einen Sonnenplätze, zum anderen aber auch viele Verstecke für die Tiere.

Reptilienparadies selber bauen

Etwas aufwändiger ist der Bau eines sogenannten Lesesteinhaufens oder einer Reptilienburg. Hierfür wird an einer sonnigen Stelle auf einer Fläche von ungefähr zwei Quadratmetern eine etwa 40 bis 60 cm tiefe Grube ausgehoben. In sehr kalten Gegenden empfiehlt sich hierbei eine Tiefe von mindestens 80 cm, damit Echsen und Schlangen vor Frost geschützt überwintern können. In die Grube wird zuerst eine Drainageschicht aus Kies eingebracht. Sie soll verhindern, dass sich in der Grube Wasser ansammelt. Mit größeren Steinen von mindestens 20 bis 30 cm Durchmesser wird die Grube anschließend aufgefüllt und ein ca. 60 bis 80 cm hoher Hügel aufgebaut, welcher punktuell mit niedrigwachsenden Gewächsen, wie Stein- oder Dachgartenpflanzen, begrünt werden kann. Gerne können beim Auftürmen der Reptilienburg auch Wurzeln, Stämme oder Holzscheite integriert werden. Durch diese besondere Bauweise entstehen im Inneren der Reptilienburg unzählige Spalten und sichere Überwinterungsplätze. Der Haufen wird anschließend an einigen Stellen mit etwas kleineren oder auch flachen Steinen bedeckt, letztere sind gute Wärmespeicher für die wechselwarmen Reptilien. Ein Teil der ausgehobenen Erde kann auf der Schattenseite des Lesesteinhaufens angehäuft und mit Stauden, Blumen und Gräsern bepflanzt werden. Dabei muss beachtet werden, dass – z. B. mithilfe eines Vlieses – die Erde nicht in die Spalten eindringen kann und die Schutzräume für die Reptilien verschließt. Auf der Süd- oder Südost-Seite der Burg vollendet eine ca. 30 cm tiefe Sandfläche für die Eiablage das Reptilienparadies. Zwar können auch Amphibien die Reptilienburg als sicheren Rückzugsort nutzen, sie benötigen aber zur Fortpflanzung noch einen kleinen und fischfreien Gartenteich in der Nähe.

Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und das Anpflanzen vieler Blumen, zum Beispiel einer Wildblumenwiese, machen das Paradies für Eidechse und Co. perfekt.

Weitere Informationen für einen reptilien- und amphibienfreundlichen Garten geben Vogel- und Naturschutzverbände. Viele Tipps und Tricks finden sich außerdem in Fachliteratur. IVH/BNA