Wachteln im Garten: mehr als kleine Hühner!

Wer im eigenen Garten nicht nur Gemüse, Salat und Obst anbauen möchte, sondern auch Interesse an eigenen Eiern hat, wird sich früher oder später mit der Frage beschäftigen, ob hierfür Hühner oder Wachteln gehalten werden sollen. Immer häufiger fällt die Entscheidung auf die Wachteln, da sie deutlich kleiner sind und somit weniger Platz benötigen. Zudem gelten Wachteleier nicht nur als Delikatesse, sondern auch als gesunde Alternative zum Hühnerei. Doch wer Wachteln mit Hühnern vergleicht oder ihre Ansprüche an eine tiergerechte Haltung von ihrer geringen Körpergröße ableitet, wird den Tieren nicht gerecht.

Foto: IVH/BNA

Wachtel ist nicht gleich Wachtel

Alle Wachtelarten zählen zu den Hühnervögeln (Galliformes). Aufgrund ihrer hohen Legeleistung werden am häufigsten Japanische Legewachteln, eine domestizierte Form der Japanwachtel (Coturnix japonica), gehalten. Als Ziervögel häufiger zu finden sind Chinesische Zwergwachteln (Excalfactoria chinensis) und Vertreter der Zahnwachteln, z. B. die Virginiawachtel (Colinus virginianus) und die Schopfwachtel (Callipepla californica).

Die Japanwachtel / Die japanische Legewachtel

Die Japanwachtel oder Japanische Legewachtel zählt zur Gattung der Erdwachteln (Coturnix) und kommt natürlicherweise in Ostasien vor. Ihre Domestikation begann bereits im 12. Jahrhundert wahrscheinlich zuerst wegen ihres Gesanges. Erst ab 1910 wurde bei Japanwachteln verstärkt auf Legeleistung und Fleischansatz gezüchtet. Im Gegensatz zur Wildform legen die modernen Zuchtformen (Legewachteln) deutlich mehr und auch schwerere Eier. Während wilde Japanwachteln jährlich maximal 15 Eier – mit einem Gewicht von ca. 8 Gramm – legen, schaffen es die Legewachteln im gleichen Zeitraum auf über 200 Eier mit einem Gewicht von bis zu 14 Gramm. Auch das Gewicht und die Größe der Tiere wurden durch die Zucht beeinflusst: Schon leichte Legelinien sind ca. 50 Prozent schwerer als die Wildform; schwere Legelinien (z. B. Französische Wachtel, Fleischwachtel) sind mit bis zu 300 Gramm sogar fast dreimal so schwer. In den letzten Jahren wurden auch vermehrt Farbschläge (z. B. Tenebrosus, Goldschecken, Wild-Zimt, Sperber) und sogenannte Blau- und Grünleger (Celadon) gezüchtet.

Artgerechte Wachtelhaltung

Trotz der Domestikation sind bei den Japanischen Legewachteln viele ursprüngliche Wildtier-Verhaltensweisen unverändert erhalten geblieben, die bei einer artgerechten Haltung unbedingt berücksichtigt werden müssen. Hierzu zählen die (ausgeprägte) Schreckhaftigkeit und das charakteristische Fluchtverhalten, bei dem die Tiere explosionsartig senkrecht nach oben fliegen. Wachteln brauchen daher als reine Bodenbewohner eine gut strukturierte Umgebung mit vielen Verstecken und – typisch für Hühnervögel – vielen Möglichkeiten zum Scharren, Picken, Sandbaden und Sonnen. Sie eignen sich – im Gegensatz zu Hühnern – aber weder für eine offene Freiland-, noch für eine reine Käfighaltung.

Zudem müssen Japanwachteln als soziale Tiere in Gruppen von mindestens drei, besser fünf bis sechs Tieren, gehalten werden. Dabei bietet sich die Haltung von reinen Weibchengruppen an, da die Hähne nicht nur lautstark rufen können, sondern sich teilweise auch sehr aggressiv gegenüber den Weibchen verhalten.

Ernährung: Futtermischungen und Frischfutter, Obst eher selten

Futter und frisches Wasser müssen den Tieren ständig zur Verfügung stehen. Bedingt durch die hohe Legeleistung und ihren intensiven Stoffwechsel benötigen Legewachteln hochwertige und auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Futtermischungen (Pellets und/oder Mischfutter) mit einem Rohproteingehalt von 18 – 20 Prozent sowie ausreichenden Mengen an Mineralstoffen (vor allem Kalzium), Spurenelementen und Vitaminen.

Zusätzlich sollte täglich Frischfutter zugefüttert werden. Hierfür eignen sich unter anderem Kräuter, geraspeltes Gemüse wie Karotte oder Zucchini und Salatblätter. Dabei bevorzugen Wachteln vor allem junge und zarte Blätter. Obst sollte wegen des hohen Zuckergehaltes nur selten angeboten werden. Essensreste, Grasschnitt  oder ähnliches eignen sich nicht für die Ernährung von Wachteln. Dagegen freuen sich die kleinen Vögel über jeden zusätzlichen Happen tierischen Eiweißes, zum Bespiel kleine Mengen an Mehlwürmern oder Ameisen, Asseln etc., die sie beim täglichen „Freilauf“ in der Voliere erbeuten.

Der Fachhandel bietet nicht nur geeignete Futtermischungen an, sondern auch Tränken und Futterspender, die dabei helfen, eine übermäßige Verschmutzung des Futters und des Wassers durch die Tiere zu verhindern. Zusätzlich ist es hilfreich, wenn Futter- und Wasserspender auf flache Steine gestellt oder von der Decke herabgehängt werden.

Wachtelhaltung im Garten

Relativ einfach umzusetzen ist eine Kombination aus Wachtelstall und geschütztem Freigehege. Bei der Planung sollte darauf geachtet werden, dass für jedes Tier mindestens 1 m² Freilauffläche und bei einer Gruppe von fünf bis sechs Tieren nochmals mindestens 2 m² Stallfläche zur Verfügung stehen. Die große Stallfläche ist wichtig, da sich die Tiere bei ungünstigen Witterungsverhältnissen bevorzugt im Stall aufhalten.

Weiterhin müssen Halterinnen und Halter von Wachteln beachten, dass das Gehege ausbruchsicher ist und gleichzeitig Schutz vor möglichen Fressfeinden wie Katzen oder Mardern bietet. Bei der Auswahl der Baumaterialien muss besonders auf die richtige Maschenweite geachtet werden, damit sich die Tiere nicht strangulieren können. Ideal ist ein Maschendrahtgitter mit 12 x 12 mm Maschenweite. Da die Tiere flugfähig sind, muss das Gehege nach oben abgesichert werden, beispielsweise mit Netzen. Der Boden des Freilaufes kann aus Naturboden oder Sand bestehen, der Stallboden kann beispielsweise mit Hanfeinstreu oder Kleintiereinstreu bedeckt sein.

Im Freigehege sollten die Tiere neben Freiflächen zum Scharren und Sonnen auch viele Deckungs- und Unterschlupfmöglichkeiten vorfinden. Hierfür eignen sich Büsche, Stauden, belaubte Äste und Wurzeln. Wachteln nutzen aber auch gerne Körbe, Nagerhäuschen oder auf der Seite liegende Töpfe etc. als Versteck. Die Tiere sollten zudem immer freien Zugang zum Stall haben, damit sie sich bei Bedarf zurückziehen können. Im Stall müssen den Tieren darüber hinaus immer frisches Wasser und Futter sowie geeignete Rückzugsmöglichkeiten und ein Sandbad zur Verfügung stehen. Das Freigehege und vor allem der Stall müssen regelmäßig gereinigt werden!

Wachteln im Winter

Da Japanische Legewachteln sehr robust sind und leichte Minustemperaturen problemlos vertragen, können sie auch im Winter ihr Freigehege nutzen. Vorausgesetzt, es finden sich genügend trockene und windgeschützte Stellen und sie können sich jederzeit in den Stall zurückziehen. Der Stall sollte im Winter gut eingestreut werden. Kleinere Heu- oder Strohhaufen sind zudem beliebte Kuschelorte. In sehr kalten Wintern kann den Tieren lokal eine Wärmequelle (z. B. eine Infrarotlampe) angeboten werden. Zudem muss sicher gestellt werden, dass das Wasser nicht gefriert, etwa mithilfe von elektrischen Wasserwärmern.

Bitte Winterruhe!

Die Anzahl der Eier, die eine Wachtel legt, hängt nicht nur von ihrem Alter und ihrem Gesundheitszustand , sondern auch stark von der Tageslänge ab. Während junge und gesunde Hennen im Sommer fast täglich ein Ei legen, sinkt die Anzahl der Eier im Herbst, wenn die Tage kürzer werden, kontinuierlich. Im Winter – ungefähr von November bis März – stellen die Tiere das Legen dann gänzlich ein. Diese natürliche Winter- oder Legepause wirkt sich positiv auf die Gesundheit und Lebenserwartung der Tiere aus. Daher sollte auf eine längere künstliche Beleuchtung in den Wintermonaten verzichtet werden. Japanwachteln können übrigens bis zu fünf Jahre alt werden und haben ihre höchste Legeleistung in den ersten beiden Lebensjahren.

Gesunde Eier

Wachteleiern wird vor allem in China eine heilende Wirkung nachgesagt, aber auch in Deutschland steigt die Anzahl der Wachtelei- Fans kontinuierlich. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass Wachteleier eine Alternative für viele Menschen sind, die unter einer Hühnereiweißallergie leiden. Zudem enthalten Wachteleier etwas weniger Cholesterin und dafür mehr Eisen, Vitamin B1 und Vitamin B12 als Hühnereier. Ein Tipp: Zum Öffnen der kleinen Eier – einem Hühnerei entsprechen ungefähr fünf bis sechs Wachteleier – können spezielle Scheren benutzt werden.

Wachteln sind meldepflichtig!

Da Wachteln zu den Hühnervögeln zählen, müssen verschiedene tierseuchenrechtliche Vorgaben eingehalten werden. Hierzu zählt beispielsweise, dass die Haltung der Tiere – unabhängig von der Anzahl der gehaltenen Pfleglinge – bei der zuständigen Behörde angezeigt werden muss. Eine Impfpflicht gegen die Newcastle-Disease besteht für Wachteln jedoch nicht, da die gängigen Impfstoffe nicht für Wachteln zugelassen sind. IVH/BNA