Wildvögel auch im Frühling weiterfüttern

Die Tage werden länger, die ersten Keimlinge und Frühlingsblüher strecken sich der Sonne entgegen, auch die steigende Intensität der Sonnenstrahlen kündigt den Frühling an. Kann die Winterfütterung für Wildvögel nun eingestellt werden? Das wäre ein Trugschluss, denn jetzt steht den Vögeln die anstrengendste Zeit des Jahres bevor.

In der Natur sind selbst nach milden Wintermonaten in der Regel die letzten natürlichen Nahrungsspeicher für Wildvögel geleert: Alle erreichbaren Körner, Früchte und Wildbeeren sowie Insekten wurden gefressen. Bis es neue Blüten, Früchte, Sämereien und Beeren gibt, dauert es aber noch Wochen bis Monate. Und auch ein reichhaltiges Angebot an verschiedenen Insektenarten steht den Vögeln zu Frühlingsbeginn noch nicht zur Verfügung. 

Leere Nahrungsspeicher, ausgezehrte Vögel

In dieser nahrungsarmen Periode treffen nun die ersten Zugvögel bei uns ein, die den Winter teils im tropischen Afrika verbracht und eine mehrere tausend Kilometer lange Anreise in den Flügeln stecken haben. Ihre Energiespeicher sind nach einem so langen Flug ebenso aufgebraucht wie die der meisten heimischen Standvögel, die ihren Winter bei uns verbracht haben. 

Paarungszeit – eine kräftezehrende Phase für Vögel

Die länger werdenden Tage sorgen dafür, dass die Paarungszeit bei den Vögeln beginnt. Ist der passende Partner gewählt, wird überall fleißig Material für den Nestbau gesammelt. Für die Weibchen beginnt nun die kräfte- und energiezehrende Phase der Eibildung, für die neben ausreichender Nahrung auch genügend Kalzium zur Bildung der Eierschalen zur Verfügung stehen muss. 

Vogelfreunde sollten daher die im Winter verwendeten Meisenknödel und das im Futterhaus angebotene Fettfutter unbedingt weiter füttern. Zusätzlich bietet der gut sortierte Fachhandel für die beginnende Brutzeit auch Vogelfutter mit einem höheren beigemischten Anteil an getrockneten Insekten, die für die werdenden Eltern lebenswichtige Energie und Eiweiße liefern. 

Aufzucht der Küken ist Akkordarbeit

Abhängig von der Vogelart werden pro Gelege meist zwischen drei und acht Eiern gelegt und für zwei bis vier Wochen ausgebrütet. Bei den meisten einheimischen Vogelarten brütet das Weibchen die Eier aus und verlässt in dieser Zeit nicht das Nest. Das Männchen muss daher nicht nur für sich, sondern auch für seine Partnerin ausreichend Futter heranschaffen. 

Die Futterbeschaffung wird noch deutlich intensiver, wenn die Küken erst einmal geschlüpft sind und die ersten Tage im Nest überlebt haben – denn dann sperren sie beständig ihre Schnäbel auf und betteln um Futter. Die Eltern sind also permanent damit beschäftigt, ausreichend Nahrung für sich und die Jungen heranzuschaffen. So wird alles, was sie selbst an Energie aufnehmen, sofort wieder für die Nahrungssuche des Nachwuchses verbrannt.

Zufütterung kommt Jungvögeln zugute

Damit die Eltern ihren Nachwuchs großziehen können, ist ein verlässliches Nahrungsangebot notwendig. Am besten füttern Vogelliebhaber die gleichen Futtermittel wie im Winter: Meisen- oder Fettknödel, die mit getrocknetem Obst, Samen oder Insekten angereichert sind. Fettfutter, also Hafer- oder Getreideflocken, die mit Fetten als Energielieferant ummantelt sind, kann mit ungeschwefelten Sultaninen, Sonnenblumenkernen oder zerkleinerten Nüssen ergänzt werden. 

Für die Jungvogelaufzucht ist auch die Bereitstellung von Futterinsekten essenziell. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Nestlinge nach dem Verzehr von Mehlwürmern ein höheres Grundgewicht aufweisen und mehr Jungtiere aus dem Nest ausfliegen. Neben Mehlwürmern bieten sich auch andere Futterinsekten aus dem Zoofachhandel an, wie Heimchen und Grillen, Larven der Soldatenfliege oder auch Tau- und Regenwürmer. IVH/BNA