Algen im Aquarium: Ursachen, Arten, Lösungen
Wer das Algenwachstum eindämmt, schützt das biologische Gleichgewicht

Ein Aquarium ganz ohne Algen gibt es nicht
Beim Thema Algen im Aquarium sind grundsätzlich zwei Phasen zu unterscheiden. „In der Einlaufphase sind Algenphasen auch im Süßwasseraquarium normal und wichtig. Das System entwickelt und stabilisiert sich“, erklärt Matthias Wiesensee, Vizepräsident im Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) e. V. Um übermäßiges Wachstum zu verhindern, kann man etwa in den ersten drei Wochen jeden zweiten Tag einen Wasserwechsel vornehmen, bei einem sogenannten Dark Start das Licht am Anfang noch weglassen und auch die Pflanzen später hinzufügen oder bei einem Dry Start nur mit Bodengrund und Pflanzen, aber ohne Wasser starten. Auch in einem laufenden Aquarium dürfe mal eine Alge auf alten oder abgestorbenen Blättern auftauchen, weil diese wie Totholz im Wald eine ideale Siedlungsfläche bieten, so Wiesensee.
Konkurrenzkampf um die Nährstoffe
Wichtig zu wissen für Aquarianer ist, dass Algen wie die Aquarienpflanzen Licht und Nährstoffe benötigen, um zu wachsen. Sie stehen daher in Konkurrenz. „Ein Ungleichgewicht zwischen Licht, Nährstoffen und nicht gesund wachsenden Pflanzen führt fast immer zu übermäßigem Algenwachstum“, erklärt der Experte. „Grundsätzlich gibt es im Aquarium einen Mangel an Nährstoffen – sie müssen also von außen hinzugefügt werden, wie beim Düngen im Garten. Wenn das gesamte Nährstoffpaket vorliegt, das eine Pflanze zum Wachsen braucht – also etwa Nitrat, Phosphat, Eisen – dann wächst sie. Beispielsweise durch zu starken Fischbesatz oder zu wenige Wasserwechsel kann von einzelnen Nährstoffen aber ein Überangebot entstehen. Und das können Algen im Gegensatz zu den spezialisierteren Wasserpflanzen für ihr Wachstum nutzen, bis sie die Pflanzen irgendwann befallen oder verdrängen. Ähnlich verhält es sich beim Licht: Hier sollte man vor allem auf einen hohen PAR-Wert achten und die Beleuchtungsdauer begrenzen. Beim CO2 sollte man durch aktive Zugabe etwa einen Wert von 20 bis 25 Milligramm pro Liter erreichen.“
Die verschiedenen Algenarten im Überblick
Nicht alle Algenarten stören gleichermaßen:
- Grünalgen treten häufig bei einem Überschuss an Phosphat auf und wachsen schnell. Dadurch zehren sie stark am Sauerstoffgehalt im Aquarium. Viele Aquarienbewohner wie Garnelen, Schnecken oder Welse fressen sie gern.
- Kieselalgen, fälschlicherweise häufig als Braunalgen bezeichnet, zeigen sich oft als bräunliche Beläge in neu eingerichteten Aquarien und verschwinden von selbst, wenn sich ein biologisches Gleichgewicht im Becken eingestellt hat. Ein Überschuss an Silikat kann Kieselalgen fördern.
- Rotalgen entstehen vor allem bei CO2-Mangel und wenn generell kein gesundes Pflanzenwachstum zu beobachten ist. Sie zeigen auf, dass in der Pflege der Pflanzen etwas nicht stimmt. Rotalgen treten vor allem in Form von Bart- oder Pinselalgen auf und setzen sich hartnäckig an Pflanzen, Dekorationen oder der Technik fest. Optisch erscheinen sie zunächst eher grau bis schwarz – die rötliche Färbung entsteht erst, wenn man sie zum Test in Alkohol einlegt. Rotalgen werden kaum gefressen und müssen händisch entfernt werden.
- Blaualgen sind eigentlich keine Algen, sondern Cyanobakterien. Ihre blau-grünen Beläge können einen fauligen Geruch entwickeln. Sie breiten sich sehr schnell aus und können den Aquarienbewohnern und Pflanzen schaden. Sie sollten gründlich abgesaugt und das Wasser im Aquarium großteilig ausgetauscht werden. Ansprechpartner im Fachhandel oder in Aquaristikvereinen geben Tipps, um Blaualgen nachhaltig zu bekämpfen.
Ein stabiles Gleichgewicht im Aquarium schaffen
Um einem übermäßigen Algenwachstum vorzubeugen, muss das Gleichgewicht im Becken konstant stabil gehalten werden. Dazu gehören für Experte Wiesensee:
- Regelmäßige Wasserwechsel von etwa 30 Prozent pro Woche
- Angemessener Fischbesatz, da durch erhöhte Futtermengen und Ausscheidungen der Fische mehr Nährstoffe ins Wasser gelangen
- Gezielte Fütterung in Mengen, die die Fische in wenigen Minuten aufnehmen können
- Ausreichender Pflanzenbesatz, um die Nährstoffe im Aquarium zu verwerten – insbesondere schnellwachsende Arten konkurrieren mit Algen
- Optimierte Beleuchtung von acht bis zehn Stunden am Tag
- Pflegehelfer im Aquarium wie Garnelen, Schnecken und bestimmte Welsarten, die Algen fressen
- Entfernung von Algen beispielsweise mit einem Magnetreiniger oder Reinigungshandschuh aus dem Fachhandel – wenn möglich, können Steine oder Dekorationen entnommen und unter klarem Wasser abgebürstet oder in Spezialprodukte eingelegt werden
Algenprobleme entstehen vor allem in frisch eingerichteten Aquarien, die sich noch einpendeln müssen. Wer sein Aquarium im Anschluss konstant pflegt und keine abrupten Veränderungen vornimmt, trägt so zur Stabilität im Becken bei. IVH